Aus dem Originalvideo (Youtube): Ein freier Markt für die Bedürftigenhilfe - Prof. Dr. Philipp Bagus
Inhaltsverzeichnis
- [Einleitung]
- Wie geht es ohne Staat die Unsicherheit zu mildern? Verschiedene [Möglichkeiten]!
- [Der Mythos von Schutzlosigkeit]
- [Der Mythos "Wir wollen den Wohlfahrtsstaat"]
- [Folgen dieser Zwangsumverteilung]
- [Schlussteil]
[Einleitung]
Das haben sie bestimmt auch schon Mal gehört, der Einwand:
"Ja, aber was würde in ihrem oder deinem System passieren mit den Armen, mit den Abgehängten? Muss nicht der Staat garantieren, dass keiner verhungert? […] Oder was passiert ohne Wohlfahrtsstaat mit den Abgängen? […] Revoltiert der Mob denn da nicht?"
[G]rundsätzlich ist die Zukunft unsicher. […] Warum? Weil wir kreative Wesen sind. Wir schaffen ständig neue Ziele und Mittel und nicht nur wir, sondern auch sieben Milliarden andere Menschen, daher wissen wir nicht, was morgen, in einer Woche oder in einem Jahr passieren wird. Die Natur kontrollieren wir auch nicht vollständig. Da kommt noch mehr Unsicherheit dazu. Das heißt, überall sind zwar auch sind Chancen, aber es lauern auch überall Gefahren, wie Unfälle, Krankheiten, Arbeitslosigkeit oder Verluste bei Investitionen und Rücklagen. Die Unsicherheit behagt uns nicht. Am liebsten würden wir sie ganz ausschalten. Wir sind deswegen ständig auf der Suche nach Möglichkeiten die Unsicherheit zu mildern.
Wie geht es ohne Staat die Unsicherheit zu mildern? Verschiedene [Möglichkeiten]!
Erstens [Ersparnisse]
Die persönlichen Ersparnisse, wer ein privates Vermögen angespart hat, der kann Einkommensschwankungen besser abfedern oder in Notsituationen hat er Rücklagen.
Zweitens [Versicherungen]
Versicherungen. Eine Versicherung ist die freiwillige Sozialisierung von Risiken in einer Gruppe. Das bestehende, objektive Risiko der Gruppe wird über die Mitglieder verteilt, die Mitgliederzahlen Beiträge und die tatsächlich Betroffenen werden dann entschädigt. Lebensversicherung, Unfallversicherung, […] Haftpflicht und so weiter.
[D]iese ersten beiden Absicherungsmöglichkeiten - persönlichen Ersparnisse und Versicherungen - werden massiv vom Staat behindert durch Steuern, Abgaben, künstlich niedrige Zinsen. Diese verhindern, dass wir Vermögen aufbauen und dass wir Mittel für die Versicherung haben. Der Staat macht uns aber nicht nur ärmer als wir gewesen wären und […] er macht es uns daher nicht nur schwieriger uns gegen Unsicherheiten abzusichern, sondern er schafft, dass er selbst eine sehr wichtige Quelle von Unsicherheiten [ist]. Steueränderung, Gesetzesänderungen, Regulierungsänderung können Rücklagen radikal entwerten. Wirtschaftszweige stehen und fallen mit Subventionen an das staatliche Geldsystem, löst Finanz- und Wirtschaftskrisen aus, die Existenten erschüttern, zu Arbeitslosigkeit führen und krank machen. Das staatliche Rentensystem bringt Unwägbarkeiten für die Ruhestandsplanung. Politische Konflikte, Warm- und Kaltkriege, Terrorismus, alles das bringt mehr Unsicherheit.
Da haben wir wieder das Syndrom vom "Feuer löschen und Pyromanen": Erst macht der Staat uns ärmer und die Welt unsicherer und dann kommt er als "weißer Ritter" daher und bringt uns den Wohlfahrtsstaat und dann sollen wir ihm noch [dafür] die "Füße küssen" [..].
Drittens [Familie]
[Eine andere] Möglichkeit, um sich gegen Unsicherheiten abzusichern oder diese zu vermindern - neben Vermögensaufbau und Versicherungen - ist die Institution der Familie. Eine kleine Einheit der Liebe und gegenseitigen Unterstützung materieller und immaterieller Art. Das Familieneinkommen wird gemeinsam konsumiert und umverteilt sowie die Unsicherheit jedes einzelne Familienmitglied verringert.
Auch diese Institution ist systematisch vom Staat untergraben worden, indem er ihre Aufgaben teilweise übernommen hat und die Kosten der Familienauflösung verringert hat.
Aber im Notfall können wir nicht nur auf die Familie bauen, denn die Menschen haben im Laufe der Evolution auch Emotionen entwickelt, die uns dazu bewegen nicht nur Familienmitgliedern [...], sondern auch den Nächsten zu helfen. Denn nur so ließen sich in schweren Zeiten die Gemeinschaft erhalten. Ja, da gibt es verschiedene Studien, evolutionstheoretische Studien, die das […] gemeinsame Aufziehen von Kindern revolutionär erfolgreicher als das isolierte Aufziehen von Kindern [beleuchten]. So entwickelte sich also Empathie und der gegenseitige Altruismus war ein evolutionärer Vorteil. [O]hne Empathie und Altruismus wären diese Gesellschaften, Gemeinschaften nicht überlebensfähig gewesen und sie schützen sich gegenseitig vor der feindlichen Umwelt und spendeten Zärtlichkeit und Zuneigung. Daher neigen Menschen heute noch zu Gemeinschaften erhalten zu wollen und jeder Mensch - Psychopathen mal abgesehen - tun das mehr oder weniger stark. Daher gibt es in der Gesellschaft nicht nur eine Nachfrage nach Bildungen, saubere Umwelt, Lebensmitteln, sondern eben auch nach Nächstenhilfe. Es beruhigt unser Gemüt, es bringt uns Befriedigung und Nutzen, wenn wir gewiss sind, dass unsere Nächsten, wenn sie ein Unglück haben, nicht verhungern oder ein Leben in größter Not führen müssen. Und wir freuen uns darüber, wenn wir gewiss sein können, dass uns nicht derartiges passieren würde. Wir wollen einfach nicht, dass Menschen, verhungern.
Wenn dem so ist, dann ist die nächste Frage:
Ist diese Nächstenhilfe für Dritte nur durch eine Zwangsumverteilung möglich?
Offensichtlich nicht!
Es gibt eben diese soziale Nachfrage, nicht nur sich selbst abzusichern und die Familie, sondern auch das weitere Umfeld. Alle die diese Frage stellen, „Ja, was würde passieren [..] ohne Wohlfahrtsstaat mit den Armen?“, zeigen gerade das, dass [es] ein allgemeines Anliegen ist, sich um die anderen zu kümmern, [dass] den Schwächsten geholfen wird. Nächstenhilfe ist ein Bedürfnis, das im Markt nachgefragt und angeboten wird.
Viertens [Selbsthilfeorganisationen]
[D]araus ergibt sich dann die Möglichkeit sich gegen Unsicherheit abzusichern, mit den sogenannten Selbsthilfeorganisationen. Friendly Society, Fortunity Societies, Bruderschaften, Hilfskassen oder Genossenschaften; die[se] beruhen nicht auf dem Prinzip der Wohltätigkeit, sondern auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit und sie ermöglich[en] daher einen Schutz von uns und unseren Nächsten ohne von willkürlichen Entscheidungen Dritter abhängig zu sein. Es gibt eine Mitgliedschaft, aus der entspringen Rechte und Pflichten. Einerseits besteht das Recht im Schadensfall vom Rest der Gemeinschaft Hilfe zu erhalten, andererseits steht die Pflicht anderen Mitgliedern der Gemeinschaft zu helfen, wenn denen man diesen Schaden zustößt. Die Statuten definieren die Hilfsfälle und die Mitglieder kontrollieren um Missbrauch zu vermeiden, es kann Krankheit sein, Tod, Ruhestand ohne eigene Ersparnisse, Verwitwung, Verweisung, Berufsunfähigkeit - sind die typischen Fälle.
Damit sind Selbsthilfeorganisationen den Versicherungen ähnlich, aber es gibt wichtige Unterschiede. Denn bei [..] Versicherung[en] handelt es sich um Gewinn-maximierende, gewinnorientierte Unternehmen, die monetäre Entschädigung bei genau definierten Schadensfällen zahlen. Selbsthilfeorganisationen basieren auf Vertrauen und Empathie. Sie sind damit flexibler und anpassungsfähiger als Versicherungen. Sie haben eine horizontale, demokratische Struktur mit wechselndem Vorsitz. Die Eigentümergemeinschaften offerieren nicht nur in monetäre, sondern auch psychologische und spirituelle Unterstützung. Und daher könnte man so weit gehen, dass man eine Selbsthilfeorganisation eine Art "Metaversicherung" ist, weil man sich gegen Unheil absichert, dass man noch nicht […] vorhersehen kann. […] Selbsthilfeorganisation haben einen Ermessensspielraum zu helfen, während Versicherungen […] nur ganz genau definierte Schadensfälle absichern.
Jetzt haben wir private Ersparnisse, Versicherung, Familie, Selbsthilfeorganisationen und jetzt fehlen noch die Wohltätigkeitsvereine.
[Fünftens: Wohltätigkeitsvereine]
Die meisten Menschen haben ein mehr oder weniger starkes, ausgeprägtes Bedürfnis Dritte zu helfen. Einfach weil sie gerne helfen! Da gibt es auch viele empirische Studien darüber und auch Evolution psychologische Gründe der Hilfsbereitschaft, auch gegenüber Fremden, die man jetzt gar nicht kennt. Und diese wohltätigen Handlung schweißen eine Gesellschaft zusammen und das ist dann, wenn die Selbsthilfeorganisation nicht greifen, weil es zum Beispiel Menschen gibt, die sich ihnen nicht angeschlossen haben oder weil die Selbsthilfeorganisation nicht über ausreichend Ressourcen verfügt. Dann schlägt die Stunde der Wohltätigkeitsvereine. Sie beruhen auf Wohltätigkeit und Nächstenliebe, haben aber den Nachteil, dass die Hilfsbedürftigen von ihren Helfern abhängig sind. Sie kommen als Bittsteller im Gegensatz zu der Selbsthilfeorganisation, wo man auf einer einer Ebene ist, gleichberechtigte Hilfe. Deswegen sollte die Wohltätigkeit nur die letzte Option sein. [D]ie wohltätige Hilfe kann entweder direkt sein als, also ich helfe einem Dritten direkt aus Wohltätigkeit, oder über Organisationen, über spezialisierte Organisation, NGO, über die Kirchenstiftung mit einem spezialisierten Verwalter der vertikal kontrolliert.
Was sind die Vorteile von Selbsthilfeorganisationen und Wohltätigkeitsverein?
Ja, sie gewähren nur den wirklich Hilfsbedürftigen Unterstützung, die Menschen aus dem jeweiligen nahen Umfeld, die Hilfe brauchen und verdienen.
In England in Großbritannien des 19. Jahrhunderts unterschied man schon zwischen die Serving Poor und Norm Serving Poor (undeutlich von Bagus ausgesprochen). Es waren einfach Arme, die nicht arbeiten wollten. Die Serving Poor waren diejenigen Witwen, Waisen, kapitallose Greise und Arbeitsunfähige. Dadurch kann die Hilfe auch auf die wirklich Bedürftigen konzentriert werden und dadurch können parasitäre Beziehungen auch vermieden werden. Natürlich gibt es auch Grauzonen zwischen hilfswürdigen und hilfsunwürdigen Personen.
Zum Beispiel, was ist mit einem älteren Mann, der [..] spielsüchtig ist und sein ganzes Vermögen im Casino verspielt; ein Sohn, der sein Studium abbricht, weil es ihm nicht gefällt, ein Erwachsener, der es darauf ankommen lassen hat, keine Krankenversicherung abgeschlossen und dann ist er doch krank.
[Dann] gibt es [..] auch oft Mittelwege: Man kann dann sagen: "Wir helfen dir [(dem Drogenabhängigen)] nur unter der Bedingung, dass du auch ein Entzugsprogramm absolvierst. Wir geben den spielsüchtigen Rentner nur ein Minimum, dass er gerade Überleben kann oder dem erkrankten Erwachsenen zahlen wir die Hilfe unter der Bedingung, dass er sie später dann auch wieder zurückzahlt."
Die Geber und Helfer haben immer ein Interesse daran, dass die Geholfenen, wenn möglich, irgendwann wieder [..] auf eigenen Beinen stehen können. Sie ermutigen die Empfänger aus der Armut durch eigenen Willen und Anstrengungen zu entkommen. Das stärkt die persönliche Verantwortung, Selbstachtung und Unabhängigkeit und macht Stolz auf den eigenen Erfolg. Es steigen Mitgefühl, Güte, Mildtätigkeit sowie das Mitwirken in sozialen Netzwerken aus Sicht der Geber.
[Der Mythos von Schutzlosigkeit]
[Z]um Mythos „Eine kurze Geschichte der Bedürftigenhilfe“. Nun, gemeinhin wird davon ausgegangen, dass vor dem Wohlfahrtsstaat die Menschen vollkommen schutzlos waren. Das heißt bei Berufsunfähigkeit, Verwitwung oder Arbeitslosigkeit, längerer Krankheit, dass war das sichere Ende der Arbeiter. Die Wahrheit sieht anders. Sicherlich war der Lebensstandard im 19. Jahrhundert viel geringer als heute und folglich war die Absicherung auch viel geringer als heute, aber nicht, weil es kein Wohlfahrtsstaat gab, sondern weil die Menschen allgemein viel ärmer waren. Die Absicherung war viel ausgeprägter heute angenommen.
Der schutzlose Arbeiter im Frühkapitalismus ist ein Mythos!
Schon im Mittelalter gab es Selbsthilfeorganisationen, Bruderschaften, Fortunities, die gaben Geld im Krankheitsfall, anderen Notfällen, rundeten Krankenhäuser, zahlten Beerdigungen, vermittelten bei Rechtsstreitigkeiten, gründeten Schulen und so weiter. In Deutschland gab es [ähnlich] neben […] den Bruderschaften auch die Zünfte, die neben ihren typischen Ritualen auf gegenseitige Hilfe bei Krankheit anboten, auch Krankenhäuser bauten.
Herr Peter Koch schreibt:
»Eine wichtige Aufgabe der Zünfte war es aus ihren durch Beiträgen erworbenen Vermögen die Mitglieder in Notfällen, wie Krankheit, Invalidität und Alter zu unterstützen. Man geht dabei von der folgenden Grundannahme aus: »Wer nach den Normen der Zunft lebte, durfte sicher sein, dass ihm oder seiner Familie im Falle von Krankheit oder Tod geholfen wurde.« (Geschichte der Versicherungswirtschaft in Deutschland, 2012, S. 16)
Man könnte das interpretieren als Zünfte, als Personenversicherung auf Gegenseitigkeiten. Ähnlich waren die Gilden, genossenschaftliche Zusammenschlüsse, die sich gegenseitig Schutz und Hilfe leisteten. Nach festen Regeln, die er später schriftlich festgelegt wurden. Dann gab es neben den Zünften und Gesellenbrüdern, die […] Knappschaftskassen bei den Bergleuten. Mit dem Niedergang der Zünfte entstanden selbstständige Kassen, die zunächst noch konfessionell und beruflich getrennt waren. Es gab Krankenkassen, Sterbekasse, Witwenkassen, Waisenkassen. Die Mitglieder zahlten ein und Schadenfalls wurden sie entschädigt. Kein kompliziertes Prinzip. Die Knappschaften hatten schon früh eigene Krankenhäuser, zahlten Krankenlohn, ersetzen Begräbniskosten, gewährten Invaliden-, Witwen- und Waisenpensionen, [dass] immer auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit. [A]uf einer Sterbekasse stand zum Beispiel vom Jahr 1744 „Date et dabitur“ - Gebe und dir wird Gegeben. Es war eine Selbsthilfe, es gab auch Schiffergesellschaften, es gab sogar Sklavenkassen [..] als Antwort auf die türkische und maurische Seeräuberei, um dann gefangene Seeleute auslösen zu können. "Wir zahlen in die Sklavenkasse ein und wenn die Mauren dich versklaven, dann lösen wir dich aus."
[I]m 19. Jahrhundert entstanden auch nach englischem Vorbild freie Gewerkvereine, die Kranken-, Invaliden-, Begräbnis und Altersunterstützungsvereine aufbauten. Auch das Genossenschaftswesen von Hermann Schulze Delitzsch propagiert, basiert auf solidarischer Selbsthilfe. Als 1854 in Preußen die Zwangsmitgliedschaft in den Knappschaftskassen durchgesetzt wurde, waren schon 80 Prozent der Bergleute freiwillig versichert. [..] 1874, […] mit der Sozialgesetzgebung von Bismarck, […] waren [zu dem Zeitpunkt] schon zwei Millionen Arbeiter Mitglieder in den Hilfskassen. Eine Untersuchung über die Auswirkungen der bismarck’schen Sozialgesetzgebung ergab, dass ein Großteil der Arbeiter schon vor der Einführung der Gesetze gegen Krankheit, Alter und Unfälle versichert gewesen war.
Großbritannien. Da sind es die Friendly Societies. Die[se] entwickeln sich aus lokalen Treffen von befreundeten Arbeitern, die sich den Pub auf ein Bier treffen und dann sagen „Okay, […] wir machen eine gemeinsame Kasse. Wenn du krank bist, bezahlen wir dir den entgangenen Lohn.“
In den USA gab es, neben den Friendly Societies, die Bruderschaft, die Forturnities, die Freimaurer, Nights of Labour [etc.], die sich gegenseitig absicherten. Verhaltensregeln, soziale Nähe und Kontrolle halfen dabei die schlechten Risiken zu begrenzen und das Solidaritätsgefühl zu stärken. 1920 waren 18 Millionen Amerikaner, das sind knapp ein Drittel der Arbeiter, Mitglieder von Logen. Jede Migrantengruppe hatte ihre eigene Hilfskasse. Italiener, Deutsche, Polen usw.
In Großbritannien waren 1911, als die gesetzliche Sozialversicherung eingeführt wurde, 9 Millionen oder Dreiviertel der Arbeiter Mitglieder von Friendly Societies. Ein anderer Autor, Hampson, er schätzt, dass 90 Prozent der britischen Arbeiter bis 1910 Mitglieder in Friendly Societies waren. Und die zahlten Löhne im Krankheitsfall, die Begräbniskosten, Gesundheitsausgaben, Ruhestandsrenten, sowie Witwen- und Waisenrenten.
Sie hatten eigene Waisenhäuser in USA. Zum Beispiel 1971: Asylhäuser, Krankenhäuser. Friendly Societies hatten eine eigene Ärzte. Eine Liste von Ärzten, zu denen könnt ihr hingehen, in denen die Mitglieder auswählen konnten, eigene Kliniken und so weiter.
Die Selbsthilfeorganisation waren keine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern sie beinhalten vertragliche Verpflichtung. Leistungen waren an Bedingungen geknüpft, das heißt, es wurde überwacht und kontrolliert. [D]ie Kranken bekamen normalerweise Besuch von den anderen Mitgliedern der Friendly Societies, umzugucken, „geht es mir schon besser?“ um ihnen zu helfen. Das förderte die Nachbarschaftzusammenarbeit und die individuelle Verantwortung. Man legt auch wert auf eine aktive Teilnahme in der Organisation und man musste die Kultur der Selbsthilfe fördern. Das heißt, man versuchte gezielt den Charakter der Mitglieder zu heben, weil andernfalls würde man da Verluste erleiden. So gab es zum Beispiel in Friendly Societies unterschiedliche Ränge, wo man auch [aus denen] aussteigen konnte und die Gemeinschaften vermittelten Werte die harte Arbeit, Freiheit, Toleranz und Solidarität gegenüber den anderen Mitgliedern.
[1.] Beispiel: Die 600.000 Mitglieder starke »The Ancient Order of Foresters« forderte in ihren Statuten von ihren Mitgliedern: Als Ehemann treue und liebevoll, als Vater verantwortungsvoll, als Sohn exemplarisch und als Freund standhaft und treu zu sein. Und bei ungewöhnlichem Verhalten gab es auf Strafen. [Bei] Flüche[n] und Beleidigungen [..] gab es Geldstrafen zum Beispiel.
[2.] Beispiel aus den USA, ähnlich: Die Bruderschaft »Prince Hall Mason« schloss Mitglieder aus, die profan fluchten, zügellos lebten, exzessiv tranken, Straftaten begingen oder sich sittenwidrig verhalten hatten. Es entstand Respekt für Regeln und für andere ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Ziel war es der Selbsthilfeorganisation […] anständiges Verhalten hin zu fördern und den Wunsch ein ehrgeiziges, selbsterhaltendes und partizipierendes Mitglied der Gesellschaft zu werden. Die Hilfsempfänger waren keine anonymen Staatshilfeempfänger, sondern Menschen, die sich ein moralisches Recht darauf erworben hatten. Unabhängige Menschen mit Charakterselbstachtung und dem Drang nach Selbstverwirklichung.
Die Geschichte der Wohltätigkeitsverein im Mittelalter war [..] größtenteils Kirche, Adel und Kaufleute. Später kamen die Bürger hinzu. Frauen pflegten Kranke ehrenamtlich. Zum Beispiel aus religiösen Motiven. 1897 hatte allein der preußische, vaterländische Frauenverein 140.000 Mitglieder. Ich zitiere:
»46 Vereine besaßen Krankenpflegeinstitute oder Krankenhäuser, 242 Vereine betrieben Gemeindepflege durch Schwestern, 24 Vereine unterhielten Siechenanstalten, Asyle und Mägdeherbergen, 118 Vereine Volksküchen, Suppenanstalten, Kaffeestuben, 33 Vereine Waisen- und Erziehungsanstalten, 181 für eine Kinderbewahranstalt und -krippen, 129 Vereine erteilten Handarbeits- und Hauswirtschaftsunterricht.« (Das Bild vom Alter und dessen Einfluß auf die Wohnformen für ältere Menschen im 20. Jahrhundert in Deutschland, 2005, S. 58)
Die evangelische Mission unterhielt 1864 693 Krankenhäuser und Kinderhospitale sowie 239 Siechen- und Pflegehäuser. Alleine in Preußen gab es 1854 1680 wohltätige Vereine. In England und Wales schätzt eine Autorin (unbekannt) die Größe der Wohltätigkeit um 1900 auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist mehr als die staatlichen Armenhilfe. Die britischen Wohltätigkeitsvereine bauten kostenlose Krankenhäuser für die Armen. 1891 [gab es die] kostenlosen, privaten Wohltätigkeitskrankenhäuser [mit einer] Kapazität von zehn Betten pro 10.000 Einwohner; 1931 schon 22 Betten pro 10.000 Einwohner. Wie viel hat das staatliche [britische] Gesundheitssystem [..] heute? 33 Betten pro 10.000 Einwohner. Das heißt, sie hatten da schon 22 Betten pro 10.000 Einwohner durch Wohltätigkeitsvereine. [D]a muss man bedenken, dass die erste Verteidigungslinie [..] sozusagen [sind] die Friendly Societies, die ihre eigenen Krankenhäuser hatten, die sind da noch gar nicht mit einberechnet (!)
Anstatt Arme als Opfer ihrer Umstände zu betrachten, die einfach etwas Geld brauchen, gehen Wohltätigkeitsvereine in der Regel ganzheitlicher vor und pflegen auch die moralische und spirituelle Dimension der Bedürftigen, um sie zu einem vollkommenen [Leben in Unabhängigkeit und Eigeninitiative] zurückzubringen.
[Der Mythos "Wir wollen den Wohlfahrtsstaat"]
Ein anderer weit verbreiteter Mythos ist es zu glauben, dass die Arbeiter den Wohlfahrtsstaat wollten. Die Realität sieht vollkommen anders aus! Der Staat hat die schon existierende private Bedürftigenhilfe korrumpiert, deswegen waren die Gewerkschaften und Arbeiter gegen die Einführung des Wohlfahrtsstaats, weil sie genau verstanden, dass dieser Wohlfahrtsstaats letztlich mit ihren eigenen Steuergeldern finanziert werden würde, aber dann nicht mehr die Kontrolle darüber hätten, weil [die] Friendly Societies hatten [..] natürlich die Kontrolle [..] über ihre Gelder. Sie verloren die direkte Kontrolle über Gelder an die Politiker. Während sie vorher die Bedürftigenhilfe selbst organisierten, drohten sie in Abhängigkeit des Wohlfahrtsstaats zu geraten und sie dachten der Wohlfahrtsstaat [wird] der von der Politik und die Politik wird von den höheren Schichten kontrolliert. „Lieber lassen wir das bei uns.“ Der Wohlfahrtsstaat wurde als Tyrannei empfunden und abgelehnt.
Es ist auch ein Irrtum zu glauben, dass die Nachfrage nach Wohlfahrtsleistung immer weiter gestiegen ist und dass man sie nicht mehr hätte bewältigen können. Die englischen Friendly Societies hatten mit steigendem Wohlfahrt auch immer größere Mittel. Auch die Frage der Altersrente war im Begriff gelöst zu werden, weil das gab es noch nicht, weil die Menschen normalerweise bis zu ihrem Tode arbeiteten. Und wenn sie krank waren, ja dann Griff eben Unterstützung im Krankheitsfall. Aber die ersten Selbsthilfeorganisationen begannen schon eine Altersrente herauszubilden. Aber dann kam der Staat und presste […] seine Lösung durch, deswegen ist der Wohlfahrtsstaat ein politisches und ideologisch motiviertes Programm.
Es ging in erster Linie um Paternalismus und soziale Kontrolle, um Macht! Die Staaten versuchten die Netze freiwilliger Hilfe und Selbsthilfe, die bestanden, zu durchtrennen und die Menschen abhängiger zu machen, denn abhängige Menschen sind besser kontrollierbar und manipulierbar und leichter auszubeuten, [..] Bismarck sagte das. Um die Durchsetzung des Wohlfahrtsstaates gegen die private Selbsthilfe zu rechtfertigen, sagte er:
»Mein Gedanke war die arbeitenden Klassen zu gewinnen oder soll ich sagen, zu bestechen, den Staat als soziale Einrichtung anzusehen, die ihretwegen besteht und für ihr Wohl sorgen möchte.« (fww.ch)
An anderer stelle sagt [Bismarck]:
»Wer eine Pension hat für sein Alter, der ist viel zufriedener und viel leichter zu behandeln, als wer darauf keine Aufsicht hat. Sehen Sie den Unterschied zwischen einem Privatdiener und einem Kanzleidiener, der letztere wird sich weit mehr bieten lassen, denn er hat Pension zu erwarten.« (uni-muenster.de)
Der Wohlfahrtsstaat war und ist ein Instrument, um die Bürger zu kontrollieren und zu manipulieren. [Bismark] hat dann versucht auch durch Regulierungen und Verbote [die Selbsthilfeorganisation] aus dem Markt zu drängen. Nachdem die Arbeiter anfangs noch Widerstand geleistet hatten, akzeptierten sie dann den Glauben, der Wohlfahrtsstand sei zu ihrem eigenem Wohl. […] 1946 als dann die privaten Krankenhäuser verstaatlicht wurden, mit mehr als 10.000 privaten Krankenhäusern, da gab es dann kaum noch nennenswerten Widerstand. Und nach der Zerstörung der privaten Bedürftigenhilfe unter dem Deckmäntelchen des Wohlfahrtsstaats unterwarfen dann die Leute ihre Zukunft dem Staat. Einfach aus irrationaler Angst vor verhungern. Ohne langes Nachdenken sind sie heute bereit ihre Freiheit auf dem Altar des Wohlfahrtsstaats zu opfern, der heute […] der monopolistische Anbieter von Bedürftigenhilfe ist.
Staatsfürsorge ist keine Selbsthilfe, es ist kein Recht auf Hilfe unter Gleichen. Es ist kein freiwillig erworbenes Anrecht mehr und auch nicht mehr eine großzügige Tat eines freiwilligen Spenders, sondern vielmehr ein soziales Recht eines Bedürftigen und gleichzeitig eine soziale Verpflichtung eines dazu gezwungen Gebers.
Und damit zertrennt der Staat die Bänder des Vertrauens und der gegenseitigen Hilfeleistungen, die auf natürliche Weise in der Gesellschaft entstehen und selbst an ihrer Stelle eine gigantische, kalte und unpersönliche Umverteilungsmaschinerie, denen einen das Geld aus der Tasche zieht und es ganz anonym anderen zuschustert. Und in dem die Staaten die soziale Verantwortung den freiwilligen Institutionen entrissen, unterminierten sie ihre Notwendigkeit und es kam zu langsam absterben dieser Institution.
Was sind jetzt die perversen Folgen dieser Zwangsumverteilung?
[Folgen dieser Zwangsumverteilung]
Erstens
Es gibt immer mehr Bedürftige und immer mehr Situationen, die Hilfe notwendig machen und […] als Rechte verkauft werden. In Finnland gibt es in der Verfassung das Recht auf einen Internetzugang. [E]s gibt immer eine neue Rechte, sie wuchern inflationär.
Zweitens
Die Kontrollmechanismen werden ausgesetzt. Schließlich entpersonalisiert, objektiviert und automatisiert der Staat die Hilfe. Häufig [..] hört man, dassei ein Vorteil, kein Stigmatisieren des Bitten mehr. Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen einem Alkoholiker, der wegen seiner Sucht keinen Job mehr findet und jemanden, der einen Unfall hat und deswegen keinen Job mehr findet. Es gibt einen Unterschied zwischen jemandem, der gesundheitsbewusst lebt und einfach Pech gehabt hat und jemanden, der sich überhaupt nicht um seine Gesundheit gekümmert hat.
In der privaten Bedürftigenhilfe kann man diese Fälle unterscheiden, muss man nicht!
Heute gibt es keine Unterscheidung. Man kann bei der privaten Hilfe auch etwas einfordern, ganz individuell zugeschnitten auf den Fall. Zum Beispiel den Besuch einer Entzugsanstalt bei einem Abhängigen, das tut der Staat nicht. Er kontrolliert nicht und erfordert nicht ein, deswegen verlängert sich die Abhängigkeit von der Hilfe. Und der Staat muss auch nicht gut sein in der Charakterbildung wie die Friendly Societies, die gut sein mussten in der Charakterbildung. Ganz im Gegenteil, der Staat wird mächtiger, wenn er unselbständige, abhängige Bürger hat, weil er eben nicht im Wettbewerb steht wie die Friendly Societies […] und wenn [die Friendly Societies] Verluste hatten, [..] dann war es schlecht für sie. Heute werden die Verluste auf den Steuerzahler externalisiert.
Drittens
[...] Der zentralen [..], staatlichen Planung fehlen die Informationen um effektiv zu helfen. Jede Notsituation ist anders. Manchmal braucht es nur materielle Hilfe, oft braucht es aber immaterielle Hilfen, wie Tipps, Ratschläge, psychologische Unterstützung, die Herstellung von Verbindungen - darin waren auch die Forturnities sehr gut. Beim staatlichen Prinzip geht viel daneben. Die wirklich Hilfsbedürftigen bekommen keine für sie individuell angepasste Unterstützung mehr.
Viertens
Wird die Bedürftigenhilfe zu einer Subvention von Armutsbedürftigkeit. Die Nachfrage nach Armut steigt, weil man dann die Subventionen bekommt. Das heißt nicht, dass jemand absichtlich arm ist, um Subventionen bekommt, aber es gibt einen Anreiz dauerhafter in der Situation verbleiben. [W]enn ich aus der Situation herausgehe, [..] dann habe ich zwar ein Einkommen von dem Job, aber die Subvention fällt weg. Ich kann sie ganz oder teilweise verlieren und deswegen kann ich absichtlich in der Situation der Armut länger verbleiben, weil ich kurzfristige Einbußen hätte. Aber gerade das ist fatal, weil die kurzfristigen Einbußen würden mir langfristig Wohlstand bringen. So stecken Familien dann seit Generationen in der Armutsfalle fest.
Ein Beispiel ist das »Lyndon B. Johnson’s Great Society«-Projekt mit seinem »War on Poverty«, Medicare und Medicade wurde da eingeführt. Was ist mit der Armutsrate passiert?
[…] Dazu muss man sagen, dass [..] das Bruttoinlandsprodukt seit den [19]60-er Jahren 300 Prozent gestiegen ist. 1964 wurde [Johnson’s War on Property] eingeführt. Sie sehen [im Bild], dass die Armutsrate sinkt. Wenn das War on Property beginnt, dann stabilisiert sich die Armutsratte. (Bagus schmunzelt an dieser Stelle).
Fünftens
Die kulturellen Konsequenzen sind langfristig vielleicht die schwerwiegendsten. Einmal wird die Befriedigung jener, die freiwillig helfen wollen reduziert - freiwilliges Helfen macht glücklich - und staatliche Fürsorge ist dann aber kein individuelles, moralisches Verdienst mehr der Steuerzahler, weil es eben nicht mehr freiwillig ist. Die Empathie wird geschwächt. Auf der Seite der Empfänger entwickelt sich eine langfristige Abhängigkeit oder Arbeitslosigkeit. Das schwächt das Selbstwertgefühl und führt oft zu Minderwertigkeitsgefühlen, Hoffnungslosigkeit, psychologische Isolation, kommunikative Einsamkeit und Stress […] und werden zum Lebensalltag. Und tatsächlich, empirisch kann man das auch belegen, wenn der Staat hilft, dann geht die private Hilfe zurück.
Eine Studie war zum Beispiel, wenn der Staat private Wohlfahrtsvereine subventioniert. In der Folge fielen die Spenden um 75 Prozent, dann gibt es weniger Bedürftigenhilfen. Die Menschen helfen weniger. Umgekehrt gilt aber auch, je kleiner der Wohlfahrtsstaat ist, desto mehr private Spenden gibt es wie man sich im Vergleich von USA Europa ablesen kann. [In den] USA ist der Wohlfahrtsstaat etwas schlanker, die Menschen spenden viel mehr. Das Land mit den höchsten privaten Spenden von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Und zusätzlich betätigen sich 106 Millionen Amerikaner ehrenamtlich.
[A]ber auch in anderen Regionen der Welt wird eifrig gespendet. 49 Prozent, nach dem World Giving Index, halfen […] der Weltbevölkerung Fremden, 29,6 Prozent spendeten Geld und 20,8 Prozent engagieren sich ehrenamtlich.
Nächstenhilfe ist eine Konstante in der menschlichen Natur
zumindest wenn wir wissen, dass nicht Vater Staat daherkommt und die Bedürftigkeit auf Kosten der Freiheit perpetuiert. Staatliche Umverteilungsmaschine zerstört diese natürlichen, freiwilligen, privaten Hilfen. Sie unterminiert die persönliche Verantwortung, das Zusammengehörigkeitsgefühl und atomisiert die Gesellschaft. Der Bürger wird entmündigt.
Wettbewerb in der privaten Hilfe bringt Effizienz und Flexibilität. Es [gibt] ein Entdeckungsverfahren: Was ist die beste, flexibelste, effektivste Bedürftigenhilfe mit neuesten Technologien: Aber leider gibt es dort kaum Fortschritt, weil der Wohlfahrtsstaat es ganz monopolisiert hat. Private Hilfsorganisationen sind effizienter, günstiger, flexibel und direkter.
Beispiel Hurrikan Katrina, 2006, New Orleans. Es dauerte Wochen bis die erste staatliche Hilfe eintrudelte. 100 Millionen Kilo Eis aus Florida kam nie an. Gleichzeitig wurde die privaten Hilfe staatlicherseits boykottiert und freiwillige Helfer mussten erst zwei Tage Kurse über sexuelle Belästigung belegen [, kein Witz]! […] Trotz dieser Hindernisse war die private Hilfe effektiv. Walmart schickte zum Beispiel 2500 LKW-Ladungen von Hilfsgütern, die auch unmittelbar nach der Katastrophe ankamen.
[Schlussteil]
Jetzt vielleicht zur entscheidenden Fragen:
Würde die Privathilfe ausreichen? Ist die Sicherheit ausreichend von Selbsthilfeorganisationen, Wohltätigkeitsvereinen? Was geschieht, wenn nicht freiwillig genug gespendet wird? Das ähnelt ein bisschen der Frage, was würde geschehen, wenn in einer Demokratie die Mehrheit eine Partei wählt, die dafür Eintritt, [..] Behinderten und so weiter nicht mehr zu helfen. Das heißt, in einer Demokratie gibt es genauso wenig eine Garantie, dass Hilfsbedürftigen geholfen wird. Weil, die Mehrheit könnte eine Partei wählen, die Hilfe einschränkt. Es kann nie eine Garantie geben.
Also, würde die Hilfe ausreichen? […]
Ja, es ist denkmöglich, doch sehr unwahrscheinlich, weil wir eben helfen wollen.
Man muss uns nur lassen!
Wir brauchen natürlich auch die Ressourcen. Je reicher eine Gesellschaft ist, desto größer, desto besser geht es ihren Bedürftigen. Und je kleiner der Wohlfahrtsstaat ist, desto größer ist der Anreiz Reichtum zu schaffen.
Ich bin lieber ein Bedürftiger im 21. Jahrhundert als Anfang des 19. Jahrhunderts oder ich bin lieber ein Bedürftiger in der Schweiz als in Nigeria. Selbstverständlich könnte es Mal so sein, dass selbst in einer reichen Gesellschaft es ein Individuum gibt, das keine Hilfe findet, dass weder Verwandte hat, eine Familie, weder Freunde noch ein Wohltätigkeitsverein findet, der ihm helfen will, das nicht Mitglied in einer Selbsthilfeorganisation ist oder gegen den Statuten verstoßen hat, keine Ersparnisse hat, keine Versicherung und ihnen keiner freiwillig helfen will, weil es zum Beispiel ein Kinderschänder ist. Dann ist es für diese Person wirklich dumm gelaufen, es möchte ihm dann wirklich keiner helfen.
Diese Person kann durchaus bewusst von der Gesellschaft boykottiert werden, weil sie [bzw. er] zum Beispiel ein bekannter Kinderschänder ist. Der Boykott ist eine wichtige soziale Funktion. Wer weiß, dass er im Notfall auf die freiwillige Hilfe anderer angewiesen ist, auf Verwandte, Freunde oder Wohltätigkeitsvereine, wird sich tendenziell anders verhalten, als jemand der im Hinterkopf weiß, dass wie unhöflich auch immer er ist, wie abscheulich er sich auch benimmt immer von der unpersönlichen Umverteilungsmaschinerie des Staates aufgefangen wird. Kriminelle werden heute nicht aus der Sozialversicherung geworfen. Aus den Friendly Societies wurden Kriminelle geworfen. Ein guter Charakter und eine gute Reputation waren entscheidend, um eine Selbsthilfeorganisation aufgenommen zu werden, daher ist der disziplinierende Charakter nicht zu unterschätzen.
[V]or dem Hintergrund der wahren Geschichte und Theorie der Bedürftigenhilfe stell[en] sich die Frage[n]:
Warum geben wir dir nicht die Verantwortung für die Bedürftigenhilfe an die Zivilgesellschaft zurück?
Warum sollten Bürokraten und Politiker, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen besser helfen können, als wir selbst? Der Staat schafft ja keine neuen Ressourcen, er kann nur umverteilen, was er uns zuvor abgenommen hat.
Warum machen wir es denn also nicht selbst ohne Staat?
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