Aus dem Originalvideo (Youtube): Ein freier Markt für Sicherheit - Prof. Dr. Thorsten Polleit
Inhaltsverzeichnis
- [Einleitung]
- [Ohne Preise, keine Wirtschaftlichkeitsrechnung]
- [Staat und Sicherheitsleistungen]
- [Sicherheit durch den freien Markt]
- [Staat versus freier Markt]
- [Schluss]
[Einleitung]
Vermutlich ernte ich nicht allzu viel Widerspruch, wenn ich behaupte, die meisten Menschen wünschen sich Sicherheit - vor allem auch in der elementarsten Form verstanden - als Schutz für Leib und Leben gegenüber Aggression Dritter.
Der Grund ist einsichtig, denn die Erfahrung lehrt, dass es leider immer wieder Menschen gibt vor denen man nicht sicher sein kann, die stehlen, plündern, betrügen, rauben und morden, und weil das so ist, stellt sich die Frage:
Wie lässt sich die Sicherheit des Einzelnen in der Gemeinschaft vor gewaltsamen Übergriffen anderer wirksam und effizient […] bewerkstelligen?
Heutzutage in den modernen Gesellschaften ist es der Staat, der das Gewaltmonopol innehat. Der Staat hat unter anderem Recht und Sicherheit - also insbesondere den Polizeiapparat - monopolisiert. Es soll im Folgenden um den Aspekt der Sicherheit, genauer um das Angebot der Sicherheit, gehen. Nicht um Rechtsetzung und Rechtsprechung, […]. Eine staatlich monopolisierte Sicherheitsproduktion steht [bzw.] sieht sich einer Reihe von Fragestellungen gegenüber. Das beginnt schon mit der Definition der Sicherheit:
Soll individuelle Sicherheit oder kollektive Sicherheit produziert werden? Was ist überhaupt kollektive Sicherheit? Lässt sich Sicherheit überhaupt objektiv fassen? Ist es nicht vielmehr so, dass Sicherheit ein subjektiv empfundener Zustand ist? Fühlt [man] sich vielleicht sicher, wenn er [Mann A] weiß, er kann die Polizei im Notfall per Telefon erreichen? Ganz anders verhält es sich vielleicht bei Frau B. Sie fühlt sich nur dann sicher, wenn sie weiß, dass es regelmäßige Streifengänge der Polizisten in ihrem Wohnviertel gibt. Wenn Sicherheit ein subjektiv empfundener Zustand ist - und wer wollte das bestreiten - wie soll der Staat das Monopol für die Sicherheitsproduktion inhaltlich wissen, was die Sicherheit ist, die die Bürger nachfragen möchten? Welche Mittel soll der Staat bereitstellen, um die nachgefragte Sicherheit zu gewährleisten und wie soll der Staat festlegen, wer wann wo welche Sicherheitsleistung in welcher Menge bekommt? Was ist zu tun, wenn die, die für Sicherheit sorgen sollen versagen, also nicht für Sicherheit sorgen? Und wer kommt dann für die entstandenen Schäden auf?
Das sind Fragen auf die eine staatlich monopolisierte Sicherheitsproduktion eine zufriedenstellende Antwort finden muss!
[Ohne Preise, keine Wirtschaftlichkeitsrechnung]
Führen wir uns an dieser Stelle kurz vor Augen, wie diese Fragen grundsätzlich in einem freien Markt beantwortet werden. In einem freien Markt bildet sich durch Angebot und Nachfrage der Preis für das Gut. Die Marktpreise stellen sicher, dass die Wünsche der Nachfrager entsprechend durch die Anbieter bedient werden. Der Marktpreis informiert über die Knappheitsverhältnisse. Steigt der Preis eines Gutes, so zeigt das Knappheit an, das wiederum ermutigt Produzenten das Güterangebot auszuweiten. Der Preis lenkt knappe Mittel in die dringlichste Verwendung. Ein steigender Kupferpreis zeigt, dass der Bedarf aus Sicht der Nachfrager dringlicher ist, relativ zu einem anderen Gut, deren Preis nicht steigt. Der Preis [bewegt] auch die Nachfrage dazu, mit dem knappen Gut sparsam umzugehen, nichts zu verschwenden. Und nicht zuletzt sorgt der Marktpreis auch dafür, dass schlechte Anbieter aus dem Markt gedrängt und durch bessere Anbieter ersetzt werden.
Bei einer staatlichen, verstaatlichten Sicherheitsproduktion gibt es jedoch keinen Marktpreis. Hat der Staat die Sicherheitsproduktion monopolisiert - also ist beispielsweise die Polizei das staatliche Exekutivorgan, die einzige Instanz, die Zwang innerhalb der gesetzlichen Grenzen ausüben darf - dann gibt es keinen wirklichen Wettbewerb für Sicherheitsleistungen und folglich gibt es dann auch keinen wirklichen Marktpreis. Der Staat kann daher keine Wirtschaftlichkeitsrechnung betreiben, wie ist die Akteure in einem freien Marktsystemen können. Doch die Wirtschaftlichkeitsrechnung ist unverzichtbar, damit die Nachfrage nach Sicherheit durch ein geeignetes Sicherheitsangebot bedient werden kann. Konkret gesprochen hat der Staat keine Möglichkeit auf wirtschaftlichem Wege, die folgenden dringenden Fragen zu beantworten:
Sollen mehr Verkehrspolizisten oder Kriminalkommissare eingestellt werden? Sollen Computer beschafft werden oder schnelle Polizeiautos gekauft werden? Sollen Gummiknüppel oder Schusswaffen beschafft werden? Wann und wie häufig sollen Polizisten auf Streife gehen? Sollen Polizisten mit Handy telefonierende Autofahrer aufspüren und mit Bußgeld belegen oder sollen sie ihre Zeit besser einsetzen, um Schwerverbrecher im Vorfeld das Handwerk zu legen?
Und als ob das nicht alles schon schwierig genug wäre, die staatliche Sicherheitsproduktion muss auf die Bürokratie zurückgreifen und das bringt zusätzliche Probleme. Die Bürokratie ist im Vergleich zum Privatunternehmen ineffizient und schwerfällig. Sie arbeitet nicht nach dem Gewinnmotiv. Sie hält ein festes Budget und fallen Defizite an, muss der Steuerzahler dafür geradestehen. […] Eine Bürokratie arbeitet zudem streng nach Vorschrift. Sie kann schwer auf Unvorhergesehenes oder Plötzliches rasch reagieren. Einer Bürokratie fällt es zudem schwer, dafür zu sorgen, dass die Besten und Geeigneten an den wichtigen Entscheidungspositionen sitzen. Beförderung verlaufen anders als in der Privatwirtschaft. Meist nicht nach Verdienst, sondern nach anderen Maßstäben: Alter, Geschlecht, also nicht notwendigerweise leistungsorientierte Maßstäbe. Das wiederum kann frustrierend sein für die, die besonders Einsatzbereiten und Einsatzfähigen. Und das schmälert natürlich ihre Leistung. Was, wenn der Staat die Sicherheit, die die Bürger von ihm erhoffen nicht bereitstellt, wenn er bei dieser Aufgabe versagt?
[Staat und Sicherheitsleistungen]
Am 14. Februar 2018 erschießt der 19 Jahre alte Nicolas Jacob Cruz 17 Schüler der Stone Mendes High School in Florida und verletzt 14 Menschen schwer. Der Sheriff vor Ort erhielt bereits 2016 und 2017 Hinweise, Cruz würde Waffen in die Schule mitbringen. Am Tag der Tat blieb der Deputy Sheriff, der eigentlich für die Sicherheit an der Schule sorgen sollte, vor dem Schulgebäude. Er griff nicht ein, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
Am 19. Dezember 2016 steuert Anis Amri einen Laster in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz im Berliner Ortsteil Charlottenburg. Zwölf Menschen starben, 55 wurden verletzt, viele davon lebensgefährlich. Schon im Herbst 2016 lag dem LKA Berlin Erkenntnisse vor, dass Amri gewerbsmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln betrieb.
Welche Sicherheitsleistung konnten die Schüler in Florida und die Besucher des Weihnachtsmarktes in Berlin eigentlich erwarten? Wer über diese Fragen nachdenkt, der wird feststellen, dass es zunächst einmal gar keinen Vertrag gibt in dem geschrieben stünde, welche Sicherheit der Bürger von seinem Schutzpatron Staat erwarten kann und welche nicht. Es gibt zudem auch keinen vertraglichen Anspruch auf Entschädigung der Opfer oder ihrer Angehörigen. Wenn der Staat bei Sicherheitsbereitstellung versagt - sicher, ein Gericht (das im Weitesten natürlich auch dem Staat gehört) kann man anrufen, doch können Kläger erwarten, [dass] in solchen Streitfragen im unparteiischen Unbefangen [entschieden wird]? […]
Die Frage stellt sich:
Ist das eine zufriedenstellende Form der Sicherheitsproduktion oder geht es nicht doch vielleicht besser? Was ist von der Idee zu halten, man könne die Sicherheitsproduktion des Staates verbessern, sie reformieren? Vermutlich nicht viel und zwar aus einem zentralen Grund nicht:
Der Staat ist der territoriale Monopolist mit der Letztentscheidungsmacht über alle Konflikte, die zwischen ihm und seinen Untergebenen und natürlich auch zwischen den Untergebenen selbst auftreten.
Ein solcher Staat monopolisiert natürlich die Produktion einer Reihe von Gütern. Daneben natürlich insbesondere auch die Sicherheit. Es ist absehbar, was dann passiert: Der Preis für Sicherheit steigt, die Bürger zahlen in Form von Steuern und die Qualität sinkt, denn die staatliche Sicherheitsleistung braucht keine Konkurrenz zu fürchten. Minderleistungen wird nicht bestraft. Die Zwangsversicherten können nicht abwandern und dadurch die einnahmen des Staates verringern. Man muss an dieser Stelle auch die Frage stellen, welches Interesse hat der Staat, wie wir ihn heute kennen oder wie wir ihn heute vorfinden, überhaupt daran für Sicherheit zu sorgen. Die Vermutung, dass der Staat wohl meint umsorgen und mitfühlend im Sinne der Bürger agiert, das wollen wir an dieser Stelle als unrealistisch einstufen. Eine andere Vermutung ist, wenn es das zentrale Interesse des Staates ist mittels Besteuerung an die Einkommen der Produktiven zu gelangen und wenn das nicht so wäre, warum gäbe es ihnen dann als Zwangsmonopolisten? Dann ist die Sicherheit der Bürger für ihn nur insoweit von Interesse als dass er ein gewisses Maß an Sicherheit bereitstellt, um seine Steuern [einzutreiben]. Der Staat würde Verbrechen folglich nur bekämpfen, wenn er fürchten muss, dass andernfalls die Steuereinnahmen schrumpfen oder die Bürger gegen ihn aufbegehren. Diese Überlegung geben also Anlass, darüber nachzudenken (anzuzweifeln), ob die Sicherheitsproduktion in den Händen des Staates wirklich gut aufgehoben ist. Auf den destruktiven Teil meiner Ausführungen, indem ich aufgezeigt habe, dass die Sicherheitsproduktion, die der Staat vollzieht, hier die Frage auftritt: Was ist die Alternative zur staatlichen Sicherheitsproduktion? Die Antwort lautet:
Die Produktion von Sicherheit durch den freien Markt!
[Sicherheit durch den freien Markt]
Diese Idee ist nicht neu. Der belgisch, französische Ökonomen Gustav Molinari, er lebte 1819 bis 1912, forderte in seiner Schrift »Production of Security«, die englische Ausgabe aus dem Jahr 1849, bereits eine Privatisierung der Sicherheitsproduktion. Zu nennen an dieser Stelle auch Morris und Linda Tannehil, die 1970 das Buch »The Market for Liberty« veröffentlichten. Auch Murray Rothbard griff Molinaris Idee auf und skizzierte insbesondere, wie ein freier Markt für Sicherheit funktionieren würde. Und zwar in seinem Buch »For a New Liberty« aus dem Jahre 1973 und auch in »Power and Market« aus dem Jahre 1970. Und vor allem ist an dieser Stelle auch Hans Hermann Hoppe zu nennen, der mit dem Aufsatz »The Private Production of Defense« aus dem Jahr 1998 und »On Government and the Private Production of Defense« aus dem Jahr 2001, der das Funktionieren eines privaten Marktes für Sicherheit eingehend durchdacht hat. Wie lässt sich ein privates Angebot für Sicherheit organisieren? Wie würde das in der Praxis aussehen? Das wollen wir im Folgenden näher betrachten.
In einem freien Markt für Sicherheit trifft die Nachfrage und das Angebot von Sicherheitsleistungen zusammen. Nachfrager sind Privatpersonen und Unternehmen mit jeweils ganz spezifischen Sicherheitswünschen. Privatpersonen wollen beispielsweise für sich und ihre Familien Schutz vor körperlichen Angriffen, wollen ihre Wohnungen, Häuser, Autos gegen Einbruch, Beschädigung und Diebstahl schützen beispielsweise, oder es finden - um ein Beispiel zu geben - Hausbesitzer fragen nach einer Alarmanlage nach, die, wenn sie Alarm auslöst, Sicherheitskräfte anrücken lässt, oder es findet sich eine Nachbargemeinschaft zusammen, die nächtliche Patrouillengänge von Sicherheitskräften in ihrer Wohnstraße organisiert.
Unternehmen fragen Sicherheit nach um ihre Produktionsanlagen gegen Einbruch und ihren Fuhrpark gegenüber Diebstahl zu schützen. Beispielsweise engagieren Geschäftsleute eine Sicherheitsfirma um in ihre Einkaufspassage für Sicherheit der Kunden zu sorgen.
In einem freien Markt für Sicherheit findet sich […] ein möglicher Markt auf der Anbieterseite [der] Versicherungsunternehmen ein. Sie bieten Versicherungsleistungen an und erbringen diese Sicherheitsdienste entweder selber oder aber kaufen sie von anderen Firmen ein. Diese Firmen spezialisieren sich auf das Angebot bestimmter Sicherheitsdienste in Form von Personen und Gebäudeschutz, automatischen Überwachungsanlagen, Patrouillengängen, aber auch auf das Verfolgen und Ergreifen von Übeltätern. In dem von mir skizzierte Szenario, wo es also Versicherungsunternehmen gibt und auch spezialisierte, ausführende Firmen, gebe es also ein Wettbewerb zwischen den Versicherungen einerseits und zwischen den Firmen andererseits, die die Sicherheitsleistung in die Tat umsetzen.
Wie würde das in der Praxis funktionieren?
Indem man Verträge abschließt!
Beispielsweise erwirbt ein Hausbesitzer eine Versicherung gegen Einbruch und Diebstahl von einer Versicherungsgesellschaft. In diesem Vertrag wird das Leistungsangebot genau spezifiziert, einschließlich natürlich auch des Preises der vom Versicherten zu zahlen ist. Zudem wird auch die fällige Entschädigung festgelegt, die der Schutzanbieter beim Eintreten eines Schadensfalls, also wenn der Sicherheitsanbieter versagt [..], an den Schutznehmer zu leisten hat. Ich sollte an dieser stelle betonen, dass natürlich ohne einen Anspruch auf Entschädigung niemand, der bei Sinnen ist, [solch] ein Versicherungsvertrag abschließen würde. Ansonsten könnte ja der Versicherer die Prämie vereinnahmen und um den Versicherungsschutz sich nicht mehr kümmern. Denken sie einmal darüber nach, wie das heute im staatlichen Monopol der Sicherheitsproduktion geregelt ist.
Wenn die Verträge Versicherungsverträge sind, so stellt sich die Frage, was lässt sich denn eigentlich versichern und was nicht?
[Erstens]
In einem freien Markt für Versicherungen wird man sich gegen alle Ereignisse versichern können, deren Eintrittswahrscheinlichkeit der Versicherte nicht beeinflussen kann. Man könnte sich beispielsweise gegen das Risiko von Diebstahl, Raub, körperliche Gewalt und Entführungen versichern. Nicht versicherbar wären hingegen das Risiko, dass man vielleicht eines Tages nicht mehr arbeiten möchte oder dass man plötzlich sein Studium nicht mehr beenden möchte. Denn hier bestimmen Handelnde die Eintrittswahrscheinlichkeiten des Schadens maßgeblich selber. Es wird sich daher kein Versicherungsanbieter finden, der das versichert.
Übrigens, eine Arbeitslosenversicherung wie sie heute vom Staat angeboten wird - zwangsangeboten - gebe es einen freien Markt nicht. Sehr wohl aber eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit. Die Versicherungsverträge gelten dabei stets unter Bedingungen, beispielsweise werde ich mich gegen physische Aggression von außen versichern können, soweit ich mich auf einem vom Versicherer oder einem seiner Kooperationspartner geschützten Gebiet aufhalte und ich dabei keine Handlungen ergreife, die eine Aggression gegen mich provozieren.
In einem Markt für Sicherheit ist niemand gezwungen Versicherungsschutz für sich und sein Eigentum nachzufragen. Es steht jedem frei, auf uns selber, für sich, für Sicherheit zu sorgen oder auch für seine Schutzbefohlenen. Die meisten Menschen werden vermutlich jedoch rasch erkennen, dass es für sie ökonomisch sinnvoll ist auf die Sicherheitsleistung von Anbietern zurückzugreifen, die sich auf die Sicherheitsproduktion spezialisiert haben und je mehr Menschen sich und ihr Eigentum versichern, desto größer wird auch der Anreiz der Übrigen sich ebenfalls zu versichern. [...] Aggressoren werden eher bestrebt sein, die Nichtversicherten zu überfallen als die Versicherten.
Warum? [Erster Grund:] Ein Räuber muss natürlich befürchten, dass, wenn er bei einem Versicherten einbricht, die Versicherungen hinter ihm her sein wird und dass er, wenn sie ihn ergreift, er nicht nur die Beute zurückgeben muss, sondern auch noch Entschädigung zahlen muss. Denn die Versicherungsunternehmen, die nach Gewinnmaximierung streben, werden versuchen ihre Kosten niedrig zu halten. Das können sie in dem Schadensfälle verhindern oder wenn die Schadensfälle eingetreten sind, dass sie versuchen den Übeltäter zu fassen und ihn für die Entschädigung aufkommen lassen. Wer also noch nicht versichert ist und auch kein Experte im Sicherheitsschutz ist, hat ein Anreiz professionellen Versicherungsschutz nachzufragen, weil er damit rechnen muss, dass die Aggressoren es ansonsten auf ihn abgesehen haben.
Der zweite Grund: Eine arbeitsteilige Volkswirtschaft macht vielfältige Vertragsbeziehungen erforderlich. Wer zum Beispiel über Versicherungsschutz verfügt, kann nachweisen, dass sein Eigentum geschützt ist und erhält beispielsweise Zugang zu Kredit den er ohne Versicherung nicht erhalten würde.
[Zweitens]
Ein freier Markt für Sicherheit sorgt für eine Reihe von positiven Anreizen, die das Zusammenleben in der Gemeinschaft friedlicher und freundlicher machen. Wer Versicherungsschutz haben möchte, wird die Standards des guten Verhaltens und Benehmens annehmen müssen. Wer sich freundlich und friedlich gegenüber seinen Mitmenschen verhält, vermeidet Konflikte. Das wiederum wird zu geringen Versicherungsprämien für die Versicherten führen, die sich gut benehmen. Wer hingegen auffällig ist - durch Provokation, Aggression und Gewalt - wird hohe Versicherungsprämie bezahlen müssen bzw. wenn er es zu toll treibt, wird er gar keinen Versicherungsschutz bekommen. Notorische Schläger und Rüpel müssen sich entweder bessern und bewähren, indem sie zum Beispiel gemeinnützige Tätigkeiten nachweislich leisten oder sie finden kein Versicherten, werden zur Outkast, werden wirtschaftlich und sozial ausgegrenzt. Wenn die Versicherten, die aus Outkasts nicht auf ihren Versicherten Gebiet haben wollen, also in Gefängnissen, dann müssen sie in unbewohnte Gebiete, in eine Wüste - Gobi oder Sibirien - deportiert werden. Die Versicherten arbeiten nachdem die Versicherer arbeiten: Nach dem Gewinnprinzip. Tritt ein Schadensfall ein, müssen sie den Versicherten entschädigen, das kostet. Sie können sich das Geld zwar vom Aggressor zurückholen, aber es ist nicht gesichert, dass dieser jederzeit zahlen kann.
[Drittens]
In einem freien Markt für Sicherheit gibt es folglich einen systematischen Anreiz der Versicherer beträchtlichen Aufwand zu betreiben, um Verbrechen zu verhindern bevor sie entstehen. Prävention wird groß geschrieben. Man vergleiche das mit dem Status Quo: Jährlich sterben viele Menschen durch Straftaten mit vielen Staaten und bislang gewährt der Staat auf den nahen Angehörigen keine Entschädigung. Zudem landen Übeltäter, wenn sie ergriffen werden im staatlichen Gefängnissen. Ihre Unterbringung und Beköstigung müssen also vom Steuerzahler bezahlt werden und zu denen natürlich auch letztlich die Opfer ihre Angehörigen gehören.
Ein freier Markt für Versicherungen, in dem die Prävention groß geschrieben wird und in dem die Kosten der Täterverfolgung und -bestrafung nicht sozialisiert werden, ist so gesehen auch gerechter als das vorherrschende System.
[Viertens]
Ein freier Markt für Sicherheit in dem Wettbewerb herrscht hat einen weiteren positiven Effekt. Der Wettbewerb zwischen den Versicherten, der Wettbewerb zwischen den Versicherern sorgt für fallende Versicherungsprämien, das heißt, die Versicherung werden billiger bzw. für das gleiche Geld erhält man mehr Versicherungsschutz. Fallende Versicherungsprämien erhöhen wiederum die Preise für beispielsweise Grundstücke und Häuser, weil die Kosten der Versicherung sinken.
[Fünftens]
Es kommt noch etwas hinzu: Ein freier Markt für Sicherheit sorgt dafür, dass Gefährdern und Kriminellen das Leben schwer gemacht wird, dass ihnen das Handwerk gelegt wird. Versicherer und Sicherheitsfirmen sind nämlich bestrebt genaue Daten über die Täter bzw. ihre Herkunft, Geschlecht, aus welchen die Stadtteile, aus welchem Land sie stammen, welche Religion sie angehören, welche Sprache sie haben und welchen Wohnort sie haben etc. zu sammeln. Denn auf diese Weise können sie ihre Angebotspreise besser kalkulieren. Alle die, die beispielsweise Aggressoren in ihrer Nachbarschaft, in ihrem Stadtteil, in ihrer Stadt, in ihrer Region dulden, werden relativ höhere Versicherungsprämien zahlen müssen. Sie haben daher ein Anreiz entweder von riskanten Standorten mit relativ niedrigen Vermögenspreisen in weniger riskante Standorte mit von Vermögenspreisen abzuwandern oder sie haben einen Anreiz dafür zu sorgen, dass die Aggressoren aus ihrem Standorten verdrängt werden. In beiden Fällen verschlechtern sich die Möglichkeiten für Aggressoren ihren kriminellen Tätigkeiten nachzugehen. Der freie Markt für Sicherheit sitzt also eine positive Tendenz in Gang, der wirkungsvolle Eigentumsschutz und die Prävention gegen Verbrechen nehmen zu, die Gesellschaft wird friedvoller und dadurch wohlhabend.
[Staat versus freier Markt]
Da vermutlich drängt sich jetzt bei vielen von ihnen die Frage auf:
Würde ein freier Markt für Sicherheit nicht eine eine permanente Fehde verursachen? Würden Versicherung und Sicherheitsfirmen nicht fortwährend im Kampf miteinander stehen um Gebiete und Kunden?
Um diese Frage zu beantworten, ist es sinnvoll sich zunächst den Status Quo vor Augen zu führen:
Der Staat ist nachweislich die aggressivste Institution. Die großen Kriege im 20. Jahrhundert mit vielen Millionen Toten sind Kriege zwischen Staaten gewesen, aber auch die vielen Millionen Toten, die sie zum Beispiel unter Stalin, Pol Pot, Mao Tse Tung zu beklagen sind, sind in haben Friedenszeiten zugetragen, durch das Werk der Staaten. Es ist schwer vorstellbar, dass die Dimension der Verbrechen für die die Staaten gesorgt haben, durch nicht staatliche Institutionen jemals erreicht werden können. Staaten sorgen nämlich systematisch für einen totalen Krieg, weil sie alle in ihrem Gebiet Ansässigen für ihre Aggression einspannen. Kommt es zu einem Konflikt zwischen Staat A und Staat B, zu zählen aus Sicht beider Länder nicht nur die Soldaten, sondern die gesamte Bevölkerung, Land des Gegners, zu den Feinden, die es zu bekämpfen gilt.
[Beispiel]
In einem freien Markt für Sicherheit ist das kategorisch anders. Um das zu verdeutlichen soll abschließend der Fall durchdacht werden, dass ein Land, nennen wir es Freiland, im Alleingang seinen Staat schafft, seine Sicherheit privatisiert. Die erste Frage […] lautet, würde Freiland da nicht sofort von seinem Nachbarstaat, nennen wir ihn Staatsland, überfallen, erobert und unterjocht? Die Politiker in Staatsland müssen einen Grund haben Freiland zu überfallen. Sie werden einen kriegerischen Übergriff nur dann durchführen können, wenn die Bevölkerung von Staatsland dem zustimmt. Warum aber sollte sie das tun, wenn Freiland friedlich ist und das wird es sein, wenn die Sicherheitsproduktion privatisiert ist? Zudem ist zu bedenken, dass mit Freiland kein Staat ist, sondern eine Zusammensetzung von Bürgern und Unternehmen mit entsprechenden Eigentumstiteln. Wenn es tatsächlich einen Aggressor in Freiland gibt der Staatsland schaden zufügt, werden die Versicherer im Freiland ein mit Staatsland gleichgerichtetes Interesse haben und dem Aggressor das Handwerk legen wollen. Aber auch in dem Fall, in dem Staatsland auf böse Motiven heraus es auf Freiland abgesehen hat, ist solch eine Aggression ein risikoreiches Unterfangen. Staaten, und dazu zählt auch Staatsland, sind bekanntlich chronisch ineffizient und meist wenig effektiv in dem was sie tun. Private Unternehmen sind ihnen überlegen, die Versicherer, die die Bürger und Unternehmen in Freiland vor Staatsland schützen, werden sich die nötige Sicherheit- und Verteidigungstechnik zulegen und üben sie wirksam einzusetzen, wenn Staatsland als gefährlich eingestuft wird, werden die Versicherungsprämien im Grenzgebiet in Freiland relativ hoch sein und die Versicherten werden diese Prämie bezahlen, wenn sie dafür auch einen entsprechenden Versicherungsschutz erhalten. Staatsland muss also damit rechnen, dass die Versicherer in Freiland ein ökonomisches Interesse daran haben, Schaden von ihren Versicherten abzuwenden, weil sie ansonsten Gewinneinbußen erleiden - dass also mit Widerstand zu rechnen ist. Was hinzukommt, die Versicherer sind bemüht bei ihren Beschützeraktivitäten gezielt gegen den Aggressor vorzugehen, um Kollateralschäden zu vermeiden, die ja dann teuer sind und ihren Gewinn schmälern. Die Versicherer in Freiland werden beispielsweise auf eine Aggression in Staatsland reagieren, indem sie ganz gezielt gegen Staatsland verantwortlichen Personen, Präsident, Premierminister, Kanzler, Generäle oder wen auch immer vorgehen. Die aggressiven, politischen Anführer in Staatsland müssen daher befürchten für ihre Aggression persönlich mit Leib und Leben zur Rechenschaft gezogen zu werden, dass sie entführt oder auf andere Art und Weise unschädlich gemacht werden. Angesichts einer solchen Sanktionierung durch leistungsstarke Versicherer in Freiland, wird die Bereitschaft der Politiker im Nachbarstaat in Staatsland eine Aggression gegen Freiland durchzuführen schmälern bzw. unterdrücken. Die Sorge das Freiland von Staatsland quasi automatisch und notwendigerweise überrollt wird, ist zumindest unbegründet. Eine funktionierende Privatrechtsgesellschaft, wie Freiland [es] ist, ist vielmehr eine ernste Bedrohung für Staatsland. In Freiland wird es relativ friedlich zugehen, das Eigentum ist systematisch geschützt, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und damit auch der Wohlstand der Menschen in Freiland wird daher relativ hoch sein. Die Aussicht, dass Freiland Nachahmer findet und dass Bürger und Unternehmen aus Staatsland abwandern wollen, ist daher groß. Freiland würde die Aggression von Staatsland zumindest im Zaume halten, wenn nicht gar das Ende von Staatsland einläuten.
[Schluss]
Ich komme zum Schluss: Meine Ausführung waren nicht mehr als ein kurzer Blick auf das mögliche Funktionieren eines freien Marktes für Sicherheit. [Ich] hoffe, dass deutlich geworden ist:
In einem freien Markt für Sicherheit steigt der Anreiz für alle, die Eigentumsrechte der Mitbürger, der Mitmenschen zu respektieren und Schaden abzuwenden, bevor er entsteht. Das Leben in der Gemeinschaft wird freundlicher, friedlicher und sicherer im Vergleich zum heutigen, staatlichen Sicherheitsmonopol.

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