Transkription des Vortrages von Dr. Thorsten Polleit, Ludwig von Mises Institut Deutschland Jahreskonferenz 2022 + eigene ergänzende Quellen.
Inhaltverzeichnis
- [Einleitung]
- Was ist Freiheit?
- [Geld- und Fiatgeldentstehung]
- [Fiatgeld und staatliche Macht]
- [Globale Einheitswährung und Digital Currencies]
- [Bisherige Versuche aus der Fiatgeldknechtschaft zu entkommen]
- [Ein freier Markt für Geld]
- [Folgen eines freien Marktes für Geld für den Staat]
- [Schluss]
[Einleitung]
»Wahre Macht wird erreicht, wenn die herrschende Klasse die materiellen Lebensgrundlagen kontrolliert und sie den Massen gewährt und vorenthält als wären sie Privilegien.« (George Orwell)
Vermutlich werden Sie zustimmen, wenn ich Dinge wie Nahrungsmittel, Kleidung und Energie zu den materiellen Lebensgrundlagen zähle.
Doch gehört auch das Geld dazu. [D]enn die menschliche Zivilisation - ihr materieller Wohlstand - hängt entscheidend von der Geldverwendung ab! Geld dient uns als Tauschmittel, als Recheneinheit, als Wertaufbewahrungsmittel, vor allem aber ist es unser Mittel für die Wirtschaftsrechnung in einer Geldwirtschaft. Wird der Tauschwert aller Güter in Geldeinheiten ausgedrückt, [..] so wird es uns möglich eine Renditerechnung anzustellen. Mit ihr lässt sich herausfinden, was sich lohnt und was sich nicht lohnt, was besonders dringlich ist und produziert werden soll und was weniger wichtig und verzichtbar [ist].
Ohne die Verwendung von Geld wäre unser Wohlstand unsere hochgradig, arbeitsteiligen Volkswirtschaften, die es vermögen Milliarden von Menschen zu ernähren und zu behausen in eine humane Existenz zu ermöglichen, nicht denkbar.
Geld ist auf das Engste mit unserer Freiheit verbunden. Das geflügelte Wort »Geld« ist geprägte Freiheit, deutet das bereits an.
Aber fragen wir zunächst: Was ist Freiheit?
Was ist Freiheit?
Auf diese Frage gibt es bekanntlich eine ganze Reihe von Antworten […]. Ich will eine [Antwort] formulieren mit Rückgriff auf die Handlungslogik. Sie lautet:
Deine und meine Freiheit bedeutet, dass du und ich Eigentum am eigenen Körper, dass wir Selbsteigentum haben; dass du und ich zu dem Eigentum beanspruchen können; an den externen Gütern, die wir uns in nicht aggressiver Weise - also ohne Verletzung der physischen Integrität des Eigentums anderer - aneignen; dass du und ich mit unserem Eigentum machen können, was wir wollen, so lange wir dabei die physische Integrität des Eigentums unserer Mitmenschen nicht verletzen.
[Der Unterschied zwischen Besitz und Eigentum aus praxeologischer Sicht von Max Stirner: "Mein Eigentum ist kein Ding, da dieses eine von mir unabhängige Existenz hat; mein eigen ist nur meine Gewalt [mein Vermögen]. Nicht dieser Baum, sondern meine Gewalt oder Verfügung über ihn ist die meinige. Und diese Gewalt oder Verfügungsgewalt des Einzelnen über eine Sache wird allein dadurch permanent und ein Recht, das andere ihre Gewalt mit der seinigen [des Eigentums] verbinden" (Dr. Andreas Tiedtke, Kompass zum lebendigen Leben, 2021, S. 141)]
Diese Definition der Freiheit gilt apriori [, vor der Erfahrung bzw. erfahrungsunabhängig]. Man kann ihr nicht widersprechen, ohne dadurch einen Widerspruch zu verursachen, also etwas Falsches zu sagen, denn das Eigentum selbst ist ein Apriori. Es ist eine [praxeologische] Kategorie des menschlichen Handelns [, denn ohne Eigentum kann man nicht handeln]. Zudem sind das Eigentum und damit auch die Freiheit ethisch fest begründet. Der unbedingte Respekt vor dem Eigentum erfüllt den Universalitätsanspruch.
["Ohne Eigentum gibt es keine freie Preisbildung, keinen Anreiz, etwas Dauerhaftes für sich oder seine Familie zu schaffen, keine friedensstiftende Wirkung und auch keine Bindung an ein bestimmtes Gemeinwesen. Privateigentum ist daher unbedingt zu gewähren, auch an Produktionsmitteln und Grundstücken, und so wenig wie möglich einzuschränken." (Dr. Titus Gebel, Mises Institut Deutschland)]
Er gilt für mich und für dich, für alle Menschen gleichermaßen, heute Morgen und eben zu aller Zeit, und es ermöglicht zudem prinzipiell das Überleben aller, die es akzeptieren, wenn die Freiheit in dieser Weise - also über das Apriori des Eigentums - begriffen wird, dann schließt sie Herrschaft aus, dass also irgendjemand einen anderen zwingen darf - durch Gewalt oder durch Androhung von Gewalt - seinem Willen, seinen Befehlen zu folgen.
Die Freiheit - wie ich sie hier handlungslogisch über das Eigentum konzeptualisiert habe - kennt nur freiwillige Kooperation! Du bietest mir etwas an und ich nehme das Angebot an oder auch nicht!
Sie werden jetzt vielleicht sagen: "Das mag ja alles gut und richtig sein mit der Freiheit, wenn es um Güter geht wie Brot, Schuhe, Computer, Urlaubsreisen, doch gilt das auch für das Geld oder braucht es hier nicht doch vielleicht Einschränkungen deiner und meiner Freiheit?"
Die Antwort ist: Nein! Und ich will das näher begründen:
[Geld- und Fiatgeldentstehung]
Geld, das allgemein akzeptierte Tauschmittel, ist ein Gut wie jedes andere Gut auch. Es hat lediglich die Besonderheit, dass es dasjenige Gut ist, dass sich am besten eintauschen lässt, dass die höchste Liquidität besitzt. Nun ist allerdings das Geld, dass wir heutzutage verwenden nicht das Ergebnis einer freiwilligen Übereinkunft von dir und mir oder etwa eines freiwilligen geschlossenen Vertrages zwischen deinen und meinen Vorfahren. Vielmehr haben sich die Staaten die ebenfalls nicht durch Freiwilligkeit zustande gekommen sind, sich das Geldproduktionsmonopol durch Zwang und Gewalt verschafft. Das zeigt der Blick in die Theorie der Geldentstehung.
Der deutsche Ökonom Georg Friedrich Knapp […] schrieb in seinem Buch die staatliche »Theorie des Geldes« aus dem Jahre 1905: Das Geld sei eine staatliche Erfindung. Der Staat, dank seiner Macht und Güte, sei derjenige, der das Geld in die Welt gebracht hat und seinen Wert erhält. Ganz anders die Theorie die Carl Menger bereits 1871 in seinem Buch »Grundsätze der Volkswirtschaftslehre« vorgelegt hatte und die übrigens von Knapp mit keiner Silbe in seinem Buch gewürdigt wurde. Menger erklärte, dass das
Geld spontan aus den freien Märkten entstanden ist, aus dem wohlverstandenen Eigeninteresse der Marktakteure und zwar aus einem Sachgut, vorzugsweise Edelmetall, dass die Menschen freiwillig als Geld auswählten.
Der US-amerikanische Soziologe David Graeber hat ähnlich wie Carl Menger argumentiert.
Graeber zufolge ist das Geld in einem freien Markt entstanden, wenn auch aus Kredittransaktionen. Menger also meinte, das Geld sei aus einem aus dem Tausch von Gut gegen Gut in der Gegenwart hervorgegangen. Im Jahr 1912, gab Ludwig von Mises Carl Mengers Theorie der Geldentstehung eine handlungslogische Begründung, eine rigorose Begründung, und zwar mit dem sogenannten Regressionstheoriem:
Es besagt, dass ein Gut, bevor es zum Geld gewählt wurde, bereits einen Marktwert gehabt haben muss, der sich aus der nicht monetären Wertschätzung des betreffenden Gutes erklärte, dass das Geld aus einem Sachgut entstanden sein muss.
Wie zum Beispiel Salzgewürze oder eben Edelmetalle, dass die Menschen das betreffende Gut freiwillig als Tauschmittel - als Geld - ausgewählt haben und auch dass es logisch inkonsistent ist, zu denken, es wäre eine Obrigkeit gewesen, die den Menschen das Geld gebracht hat, also wie der Ökonomen Knapp das vorsieht in seiner Theorie oder so wie etwa Prometheus gemäß, einem anderen Mythos, den Menschen das Feuer zu kommen ließ.
Heutzutage wird kein Sach- bzw. Gold- oder Silbergeld mehr verwendet. Das Edelmetallgeld wurde in einem zugegebenermaßen langen Prozess ersetzt durch staatlich, monopolisiertes Geld, durch staatliches Fiatgeld, warum eigentlich eine häufig zuhörende Antwort lautet: "Das Goldgeld, um das prominenteste Sachgeld der Menschheit zu nennen, habe nicht gut genug funktioniert, habe immer wieder schwere Krisen verursacht und deshalb wurde es gegen staatliches, ungedecktes Geld ersetzt. Doch das kann nicht überzeugen."
In der neuzeitlichen Währungsgeschichte hat es einen reinen, einen echten Goldstandard nie gegeben. Immer wieder haben Staaten es ganz bewusst zugelassen, dass Banken mit einer Teilreserve operierten und das dadurch immer wieder schwere Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen ausgelöst wurden. Beispielsweise war nicht das Goldgeld die Ursache der Großen Depression in den Jahren 1929 bis 1933, sondern staatlich erneute Verstöße gegen die Prinzipien des reinen Goldstandards.
Auch wird häufig gesagt, dass man das Goldgeld ersetzen musste durch eine andere Geldart, weil es nicht genug Gold auf der Welt gibt. Doch auch dieser Einwand kann nicht überzeugen, denn so etwas wie Geldknappheit gibt es volkswirtschaftlich gesehen nicht. Wenngleich zugegebenermaßen das Geld für den Einzelnen natürlich knapp werden kann, aber eben nicht für die Volkswirtschaft insgesamt. Die Menschen wollen über Kaufkraft verfügen und dazu halten sie einen Teil ihres Vermögens bei gegebenem Güterpreisniveau in Form von Geld. Wenn die Menschen nun plötzlich mehr Geld halten wollen, dann bieten sie verstärkt ihre Güter an wie zum Beispiel ihre Arbeitskraft oder Aktien und andere Vermögensbestände im Tausch gegen Geld. Die Folge ist, dass die Güterpreise sinken und die reale Kaufkraft des Geldes steigt. Ein neues Gleichgewicht stellt sich ein. Die reale Geldmenge nimmt zu, wie gewünscht, obwohl die nominale Geldmenge sich nicht verändert. Kurzum, der Preismechanismus passt die Güterpreise so an, dass die Menschen immer die gewünschte Kasse halten in Relation zu den Güterpreisen. Das Problem der Geldknappheit ist also keines. Es entspringt viel mehr einem irrtümlichen ökonomischen Denken.
Was also ist der wahre Grund, dass wir heute Fiatgeld und nicht mehr Goldgeld haben?
Murray Rothbard gibt die Antwort in seinem Buch »What Has Government Done to our Money?« aus dem Jahre 1963. Er zeigt darin auf, dass diejenigen, die über andere herrschen, ob Feudalherren, Könige, Kaiser oder Parlamentarier, das Geldmonopol an sich reißen und er erklärt auch, wie das im Einzelnen geschieht. Und dieser Prozess wurde weltweit spätestens mit der Aufhebung der Goldeinlösbarkeit des US-Dollar am 15. August 1971 abgeschlossen. Alle bedeutenden Währungen sind seither ungedecktes Geld - Fiatgeld, ob US-Dollar, Euro, chinesischer Remnimbi, japanischer Yen, britisches Pfund oder Schweizer Franken.
Die Antwort auf die Frage: "Warum haben wir heute Fiatgeld?", lautet also: Weil es dem Staat, wie wir ihn heute kennen, dient!
[Fiatgeld und staatliche Macht]
Das Fiatgeldmonopol ist mit einer gewaltigen Herrschaftsmacht verbunden. Es dehnt die Finanzierungsmöglichkeiten des Staates extrem weit aus und damit seine Fähigkeit, sich die Zustimmung beim Wahlvolk sprichwörtlich zu erkaufen. Der Staat kann mit seinem Fiatgeld das Wirtschaftsgeschehen steuern, die Konjunktur, auch wie sich die Volkswirtschaft strukturell verändert. Mit dem reichlich verfügbaren Fiatgeld kann der Staat immer mehr Menschen von sich abhängig machen, beispielsweise indem er als Auftraggeber für Firmenauftritt, als Arbeitgeber im öffentlichen Dienst, als Financé für die Altersvorsorge. Er kann, wo die Massen wahrlich zu Untertanen machen. Kriege kann der Staat relativ problemlos durch die Ausgabe von neuem Fiatgeld finanzieren und die breite Bevölkerung wird zumindest anfänglich über die wahren Kosten des Waffenganges hinweggetäuscht, sogar Umsturzvorhaben kann der Staat bzw. die Sonderinteressengruppen, die ihn für ihre Zwecke einspannen, mit seinem Fiatgeldmonopol recht einfach in die Tat umsetzen. Stichworte sind hier Great Reset, große Transformation, neue Weltordnung und selbstverständlich missbraucht der Staat sein Geldmonopol. Die Geldgeschichte zeigt das unmissverständlich. So schreibt etwa Friedrich aus von Hayek, Zitat:
„Mit der einzigen Ausnahme der 200 Jahre der Goldwährung haben praktisch alle Staaten der Geschichte ihr Monopol der Geldausgabe dazu gebraucht, die Menschen zu betrügen und auszuplündern.“
[…] Wäre das staatliche Fiatgeld die beste aller Lösungen, müsste der Staat es nicht mit Steuern und Regularien privilegieren, nicht die Konkurrenz, die von Seiten anderer Geldarten ausgeht behindern bzw. ausschalten. Doch genau das macht er. Er will den Wettbewerb um das beste Geld gar nicht erst aufkommen lassen.
Wenn aber das Geld vorgeschrieben wird, dass du und ich verwenden müssen, wenn wir keine Wahlmöglichkeiten haben, wenn potenziellen Geldanbietern der Marktzugang verstellt wird, dann verletzt das deine und meine Freiheit und zwar nicht nur unsere Freiheit bei der Geldwahl. Sondern das Diktat Fiatgeld benutzen zu müssen, zerstört letztlich alle Freiheiten.
Das erkannte Ludwig von Mises hellsichtig bereits im Jahre 1912. Er schrieb, Zitat:
„Es wäre ein Irrtum wollte man annehmen, dass der Bestand der modernen Organisation des Tauschverkehrs für die Zukunft gesichert sei. Sie trägt in ihrem Inneren bereits den Keim der Zerstörung. Die Entwicklung des Umlaufsmittels [gemeint ist hier Fiatgeld] muss notwendigerweise zu ihrem Zusammenbruch führen.“
[…] Warum aber sollte, wie Mises schreibt, der Tauschverkehr - gemeint ist die freie Marktwirtschaft - früher oder später zusammenbrechen, wenn die Menschen Fiatgeld verwenden?
Mises verweist auf die Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen, die das Fiatgeld verursacht. Er denkt, dass die Menschen nicht verstehen, was die Krise ausgelöst hat und dass sie im Staat die Lösung der Krise erblicken. Der Staat erhält, so Mises, dadurch immer größere Vollmachten und knebelt Wirtschaft und Gesellschaft - mit Ge- und Verboten, Regularien, Gesetzen, Kontrollen bis das wenige, das vom freien Wirtschafts- und Gesellschaftssystem noch übrig ist - auch noch ab; und eine kollektivistisch, sozialistische Apparatur entsteht, die den Menschen Elend, Unterdrückung und Gewalt bringen.
An der Grundthese scheint etwas dran zu sein. Es ist unverkennbar, dass mit dem Ende des Goldgeldes zu Beginn der 1970er Jahre die westlichen Staaten auf Expansionskurs sind, wie nie zuvor in der Geschichte des Westens. Ob gemessen an den Steuereinnahmen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, der Zahl der Gesetze und Verordnung, der Höhe der öffentlichen Schulden, der Größe der Zentralbankbilanzen, der Staat ist auf dem Vormarsch auf Kosten bürgerlicher und unternehmerischer Freiheit. Der Staat erkauft sich sprichwörtlich mit seinem Fiatgeld die Unterstützung der Menschen, korrumpiert sie. Und die Krisen, für die das Fiatgeld sorgt, nutzt er, um immer weiter zu expandieren.
Fiatgeld spielt den unfreiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftskonzepten wie Sozialismus und Kommunismus unübersehbar in die Hände. Wer sich an die Unschuldsvermutung klammert, wird darin eine nicht intendierte Konsequenz des Fiatgeldes erblicken. Wer sie fallen lässt, wird ein bewusst, herbeigeführtes Ergebnis diagnostizieren. Wie aber immer auch unsere Interpretation ausfällt, in beiden Fällen gibt es Anlass, die Folgen der Fiatgeldverwendung bis zum Ende zu durchdenken. Wie bereits angeklungen, mögen Staaten, die Fiatgeld verwenden, keinen Wettbewerb zwischen ihren Währungen, denn er engt ihren Missbrauchsspielraum mit der Notenpresse ein. Wenn eine Währung zu stark inflationiert wird, fliehen die Menschen in eine andere, weniger inflationäre Währung.
[Globale Einheitswährung und Digital Currencies]
Die Staaten, wie wir sie heute kennen, haben daher einen Anreiz den Schulterschluss zu üben ein internationales Fiatgeldkartell zu bilden. Das kommt beispielsweise in der Idee zum Ausdruck feste Wechselkurse zwischen Währungen zu installieren, geldpolitische Kooperation in der Zinspolitik zu betreiben, Liquiditätshilfen zwischen den Zentralbanken zu vereinbaren. Der logische Endpunkt, auf den eine solche Kartellierung der Staaten bzw. deren Zentralbankpolitik hinstrebt, ist die Schaffung einer zentralgelenkten Weltfiatwährung, früher oder später verbunden vermutlich mit einer Art von Weltregierung.
Sie sagen, dass sei jetzt aber ein wenig weit hergeholt und überspitzt. Nun, im Euroraum wurde die Währungsvereinheitlichung im Kleinen bereits realisiert. 1999 tauschen 11 Staaten ihre eigenen Währung gegen eine supernationale Währung - den Euro - ein. Die Hoheit über ihr Geld ging an die Europäische Zentralbank, eine Institution deren Kontrolle den nationalen Parlamenten bzw. den nationalen Bürgern de facto entzogen ist. Der Währungswettbewerb im Euroraum ist ausgeschaltet und was im Kleinen möglich ist, ist prinzipiell natürlich auch im Großen machbar.
Vorschläge, wie sich eine Weltfiatwährung aus der Taufe heben lässt, gibt es zu Hauf. Die Schaffung des Euro ist dabei quasi die Blaupause. Erst bindet man die Währungen mit festen Wechselkursen aneinander, dann fixiert man die Wechselkurse, schließlich wird die nationale Währung in eine supernationale Währung mit neuem Namen eingetauscht. Zwar ist die Schaffung einer Welt-Fiatwährung derzeit kein Titelthema in den Medien, aber der Plan digitales Zentralbankgeld auszugeben, wird wohl dem politischen Drang nach einer Welt-Fiatwährung noch großen Schub verleihen. Mit dem Schaffen von digitalen Zentralbankgeld wird nicht nur das Bargeld verdrängt und ein verbliebenes Fluchtfenster für die Geldverwender geschlossen. Digitales Zentralbankgeld wird sehr wahrscheinlich die verbliebenen, privatwirtschaftlichen Elemente des Kredit- und Geldsystems zu Grabe tragen und die staatliche Machtstellung im monetären System auf ungeahnte Größenordnungen bringen. Sind erstmal alle Zahlungen nur noch über Konten abzuwickeln, die bei der Zentralbank gehalten oder von ihr eingesehen werden, ist das Verschmelzen der nationalen digitalen Zentralbankgelder in ein einheitliches, digitales Weltzentralbankgeld ein recht einfaches Unterfangen. Und George Orwells 1984 verblasst zu einer fast schon arglosen Schilderung eines totalitären Überwachungsstaates.
[Bisherige Versuche aus der Fiatgeldknechtschaft zu entkommen]
Die Staaten haben es zwar geschafft, die Hoheit über die Geldproduktion zu erlangen und das Goldgeld gegen ihr eigenes Fiatgeld zu ersetzen, aber daraus sollte man nicht schließen, dass derartige Entwicklungen nicht korrigierbar wären. Dazu drei Beispiele aus der Währungsgeschichte:
Erstens Beispiel
In den USA gab es frühzeitig den Versuch eine Art Zentralbank nach europäischen Vorbild zu errichten. Im Jahre 1791 wurde die First Bank of the United States gegründet, aber nach 20 Jahren schaffte der US-Kongress sie wieder ab, weil man der Auffassung war, eine solche Institution sei schädlich, befördere Korruption, diene wenigen Sonderinteressengruppen auf Kosten vieler. Im Jahre 1816 gab es einen erneuten Versuch in den USA eine Zentralbank zu errichten, aber auch die daraufhin gegründete Second Bank of United States wurde nach 20 Jahren geschlossen auf Drängen des US-Präsidenten Andrew Jackson.
Zweites Beispiel
Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Napoleonischen Kriege begannen, suspendierte die Bank von England die Goldeinlösbarkeit des britischen Pfunds. Doch nach 24 Jahren, im Jahr 1821, wurde die Goldeinlösbarkeit des Pfundes wieder hergestellt und zwar ganz offiziell wurde sogar ein Goldstandard verkündet. Er werte bis 1914, also immerhin 93 Jahre.
Drittes Beispiel
In vielen US-Bundesstaaten wurden in den letzten Jahren die Mehrwert- und Kapitalertragssteuern auf Edelmetalle abgeschafft, um sie als Zahlungsmittel attraktiv zu machen um Bürgern und Unternehmern Gold und Silber, Geld als Alternative zum US-Dollar, zu eröffnen.
[Ein freier Markt für Geld]
Diese drei Beispiele zeigen: Eine einmal errichtete Zentralbank kann auch wieder abgeschafft werden. Eine Abkehr vom Sachgeld bedeutet nicht, dass eine Volkswirtschaft nicht wieder zum Sachgeld zurückfinden kann.
Die Idee, dass die Menschen sich die Freiheit bei der Geldwahl geben, kann eine Renaissance erleben und das gibt doch Anlass für Optimismus, denn die Beispiele zeigen letztlich nichts anderes als, dass es keine überzeugenden ökonomischen und ethischen Gründe gibt, warum der Staat das Geld monopolisieren sollte.
Ganz im Gegenteil, das staatliche Fiatgeld ist mit schweren ökonomischen und ethischen defekten behaftet. Glücklicherweise gibt es eine überzeugende Alternative zum staatlichen Fiatgeld:
Einen freien Markt für Geld.
Ein freier Markt für Geld bedeutet, dass jeder, du und ich, die Freiheit haben, das Geld nachzufragen, dass wir für unsere Zwecke am besten ansehen und dass jeder die Freiheit hat, seine Mitmenschen ein Gut anzubieten, dass dieser als Geld zu verwenden wünschen. Im freien Markt bestimmen die Geldnachfrage, was als Geld verwendet wird. Sie wählen dasjenige Gut als Geld aus, von dem sie meinen, das ist im Tauschverkehr mit anderen das Beste ist.
Nehmen wir an, die Menschen entscheiden sich für Gold als Geld. Was wären die Folgen?
Die weltweit oberirdisch verfügbare Goldmenge ist fortan Geld bzw. das Gold, das in Form von Münzen und Barren, die für Geldzwecke verwendet werden, verfügbar ist. Die Güterpreise würden - hier kann ich nur spekulieren - vermutlich in Feinunzen oder noch besser in Goldgramm ausgezeichnet. Eine Abkürzung dafür könnte AOR vom lateinischen Amrum sein, wobei ein AOR ein Gramm Feingold entsprechen. Goldlagerstellen entstehen, die den Geldverwendern Lagerzahlungs- und -versicherungsdienste anbieten. Dafür zahlen die Goldhalter den Goldlagerstätten eine Gebühr.
In einem freien Markt für Geld gibt es natürlich Kredite, Derivate, Börsengänge MMA-aktivitäten und auch alles andere, was man heute kennt. Auch mit Goldgeld lassen sich Lastschriften, Internetbanking etc. in gewohnter Weise am Computer oder über das Smartphone elektronisch, digital abwickeln.
Anders als heute würde jedoch in einem freien Markt für Geld die Geldmenge nicht durch Kreditvergabe der Banken vermehrt werden. Es gebe keine politisch erzeugte Inflation, keine Zentralbank, keine Zinsmanipulation und folglich auch keine monetär, getriebenene Boom- und Bust-Zyklen. Und weil dadurch die Kriegsführung sehr teuer, quasi unbezahlbar wird, würde auch die Welt friedlicher.
Jetzt werden sie fragen: "Wird denn der Staat, wie wir ihn heute kennen, mitspielen und einen freien Markt für Geld eröffnen, möglich machen.?" Die Antwort ist: Sehr wahrscheinlich nicht!
[Folgen eines freien Marktes für Geld für den Staat]
Der Staat, wie wir ihn heute kennen, und die Machtstrukturen, die er geschaffen hat, sowie die Sonderinteressengruppen, die sich dieser bedienen, stehen der Idee eines freien Marktes für Geld feindlich, zumindest aber doch wohl ablehnend, gegenüber. Der Weg zu einem freien Markt für Geld wird daher anders gegen die Interessen des Staates und seiner Günstlinge verlaufen müssen.
"Wie?" Beispielsweise indem in den großen Staatsgebilden sich Absetzbewegungen in Gang setzen, weil Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht einfordern, weil sie nach Besserung ihrer Lebensbedingungen streben, es also Sezessionen kommt und aus großen Staatseinheiten kleine Souveräne einhalten werden. Derartige Sezessionen befördern den Standortwettbewerb. Kleine und kleinere politische Einheiten müssen offen für Handel sein, müssen freundlich und friedvoll sein, damit sie für Kapital und Talente attraktiv sind.
Der Anreiz entsteht Raum für die Lösung des Geldproblems zu schaffen, also einen freien Markt für Geld entstehen zu lassen, alle Regularien und Gesetze abzuschaffen, die einem freien Markt für Geld entgegenstehen wie zum Beispiel die Mehrwert- und/oder Kapitalertragsteuer auf Edelmetalle und [Bitcoin]. Und entsteht irgendwo auf der Welt auch nur ein erfolgreiches Referenzprojekt, reicht das wahrscheinlich schon aus, Nachahmer auf den Plan zu rufen, das Konzept des freien Marktes für Geld, die Freiheit bei der Geldwahl, weltweit zu verbreiten.
"Was würde mit dem Fiatgeld passieren, wenn ein freier Markt für Geld sich Bahn bricht?"
Nehmen wir, an die Menschen wählen Gold als Geld. Die Fiatwährungen werten dann ab gegenüber [..] Gold. Der Goldpreis in Papiergeldeinheiten steigt an. Wenn Gold seine Geldfunktion erhält, werden auch die Güterpreise in Goldeinheiten in Goldgram ausgedrückt und sie steigen in dem Maße an, indem das Goldgeld gegenüber dem Fiatgeld aufwertet. Entsprechend verteuern sich auch die Güterpreise in Fiatgeld gerechnet und bewirken eine Entwertung der Kaufkraft des Fiatgeldes.
Entsteht ein freier Markt für Geld, wäre folglich zu erwarten, dass sie Kaufkraft des Fiatgeldes herabgesetzt wird. Das Fiatgeld kann dabei im Extremfall sogar zum Totalverlust werden. Ein zweifellos unerfreuliches Resultat und zugleich eine Warnung für alle die, die auf Fiatgeld setzen.
Doch wie sehen die Alternative aus? Düster. Die großen Staatsgebilde versuchen groß zu bleiben oder noch größer zu werden und sie retten ihr Fiatgeldsystem ohne Rücksicht auf Verluste. Dadurch wird - und im Zitat von Ludwig von Mises wurde es bereits angesprochen - das Wenige, was von der freien Wirtschaft und Gesellschaft noch übrig ist, auch noch zertrümmert. An ihre Stelle tritt eine Kommandowirtschaft in der letztlich der Staat alles und das Individuum nichts ist. Eine Art Orwell'scher Zuteilungsstaat, eine staatliche Bewirtschaftung der Menschen, eine sprichwörtliche Versklavung der großen Zahl der Menschen auf der Welt.
Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren, der Weg zurück zu gutem Geld ist selbstverständlich möglich und im Grunde ist er denkbar einfach und praktikabel und er ist im allergrößten Interesse der überwältigenden Zahl der Menschen. Ein freier Markt für Geld ist jedoch mit dem großen Staat, wie wir ihn heute kennen, nicht zu machen, wenn aber die Freiheit der Menschen erhalten bleiben bzw. zurückerobert werden soll. Dann kommt man nicht umhin, die Idee des Staates, wie wir ihn heute kennen, neu zu überdenken, die Idee des zentralen Zwangs- und Gewaltmonopols mit der Idee der freiwilligen Kooperation zu konfrontieren und der Idee der auf Freiwilligkeit beruhenden Privatrechtsgesellschaft, in der für alle das gleiche Recht gilt, zum Sieg zu verhelfen.
In Zeiten einer wirtschaftlichen und moralischen Gesellschaftskrise, wie heute, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass immer mehr Menschen die Entschlossenheit und den Mut finden um mit dem Königsberger Philosophen der Aufklärung, Immanuel Kant, zu sprechen - sich ihres Verstandes zu bedienen - und den Staat, wie wir ihn heute kennen, und sein Fiatgeldsystem als das zu sehen, was es wirklich ist:
[Fiatgeld ist] Zerstörer der Freiheit, des Wohlstands und des Friedens.
Geben Sie sich nicht der Illusion hin, dass das Fiatgeld sich selbst zerstören und aus der Welt verschwinden wird. Weit gefehlt. Selbst eine hoch oder gar Hyperinflation macht ihm noch nicht den Gar aus. Das Fiatgeld, wenn die Menschen sich nicht von ihm gewollt verabschieden, ebnet vielmehr - und das habe ich versucht herauszuarbeiten - den Weg in die Tyrannei. Das ist seine wirklich dunkle Seite.
[Schluss]
Sie meinen, die bessere Idee eines freien Marktes für Geld wird sich nicht durchsetzen; sie meinen, die Menschen werden sich weiter vom Staat - wie wir ihn heute kennen - und seinem Fiatgeld täuschen und ausplündern lassen?
Ich möchte Ihnen abschließend angesichts dieser Fragen das Bild einer sich füllenden Regentonne vor Augen führen: Bei Regen fließt immer mehr Wasser in die Regentonne und bei Dauerregen gibt es irgendwann dann doch den einen Tropfen, der das ganze zum Überlaufen bringt. Verstehen wir die Idee des freien Marktes für Geld und die Kritik am Staat, wie wir ihn heute kennen, als die Tropfen, die das Erkenntnisvermögen der Menschen wie eine Regentonne befüllen. Lassen Sie uns daher mit dem nötigen Durchhaltevermögen für eine Dauerregen der guten Ideen sorgen, der das Faß schon sprichwörtlich irgendwann zum Überlaufen bringen wird, der sozusagen das wahre Gesicht des Staates und seines Fiatgeldes für alle sichtbar zu Tage befördert und unmissverständlich klar macht:
Freiheit braucht einen freien Markt für Geld. Sie überlebt ohne ihn nicht.
Wir wissen zwar alle nicht, wie voll die Regentonne bereits ist. Vermutlich ist sie aber schon viel viel voller als die meisten von uns derzeit glauben. Vertrauen wir also auf die Wirkung des Dauerregens der guten Ideen.

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