Wissenschaft des Normativen
Praxeologie (Handlungslogik) ist die Idee einer spezifischen Wissenschaft des Normativen, die sich mit ethischen und moralischen Fragen, dem Wollen und Sollen, befasst. Dabei betrachtet sie die notwendigen Prinzipien für eine friedliche und freundliche Gesellschaft. Die Lösung für eine solche Gesellschaft liegt nicht allein in der Interpretation historischer Ereignisse, die oft interpretierbar und nicht eindeutig sind. [1] Im Gegensatz dazu wird die Idee normativer Wissenschaften, obwohl sie nicht in dieser spezifischen Form existieren, oft von positivistischen Elementen unterminiert – sie definieren, wie Dinge für bestimmte Gruppen sein sollten, unabhängig der Frage, ob auf Kosten und zulasten anderer gehandelt wird.
Es wird deutlich gemacht, dass die Handlungslogik als beschreibende Wissenschaft, die wichtigen Prinzipien für eine friedliche Gesellschaft aufzeigt, aber nicht vorschreibt, dass Menschen eine solche Gesellschaft "wollen sollten“. [1]
Die Logik des Handelns und die Prinzipien einer friedlichen Gesellschaft wird durch eine spezifische Wissenschaft des Normativen erforscht werden können, jedoch die tatsächliche Motivation und der Wunsch nach Veränderung von den Individuen selbst kommen müssen.
Zwischen Praxeologie und Positivismus
In diesem Kontext könnte Bitcoin als freies Geld insofern relevant sein, als es eine alternative Form des Geldes darstellt, die von vielen als Instrument für größere individuelle Freiheit und Autonomie betrachtet wird.
Bitcoin wird als ein dezentrales und unabhängiges Zahlungssystem beschrieben, das keiner zentralen Behörde unterliegt. Dadurch gestaltet sich die Etablierung von Normativität oder positivistischem Wunschdenken in der Handhabung wesentlich schwieriger. Dies kann als Umsetzung der Prinzipien einer "freundlichen und friedlichen Gesellschaft" betrachtet werden, insbesondere der Idee individueller Freiheit und Unabhängigkeit. Diese Freiheit bleibt erhalten, solange der Konsens unter Berücksichtigung der spontanen Ordnung – also der Summe subjektiver Werturteile der Netzwerkteilnehmer – stetig weiterentwickelt wird. Der freie Markt als nie endender Prozess von Anpassungen spiegelt diese Entwicklung wider.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass Sonderinteressengruppen Einfluss auf Bitcoins Sein nehmen könnten.
Eine andere potenzielle Gefahr verdient besondere Aufmerksamkeit - die Macht der Ideen:
Die ursprüngliche Entstehung von Bitcoin war normativ geprägt. Einerseits wurde festgelegt, dass es als Geldkandidat fungiert, was seine äußere Erscheinung als (digitales) Zeichengeld erklärt. Andererseits entwickelte es sich hauptsächlich aus der monetären Absatzfähigkeit, die nicht zwangsläufig in direktem Verhältnis zur relativen Knappheit (Knappheit, die mit menschlichen Bedürfnissen gegenübersteht) steht. Obwohl dies aus rein handlungslogischer Sicht für die Entstehung eines Geldkandidaten nur hinreichend ist, spielt es eine entscheidende Rolle für seine Eignung als Geldkandidat.
Möglicherweise wird das Ansehen und die Wahrnehmung von Bitcoin durch falsche Anreize im Finanzsektor beeinflusst. Dies geschieht, indem Bitcoin als Spekulationsobjekt konnotiert wird oder als Instrument missbraucht wird, das nur unter staatlicher Regulierung oder Interventionismus als erinnerungswürdig (z. B. "Bitcoin ist eine Art Gold für Finanzleute") betrachtet wird. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zur ursprünglichen Idee eines unabhängigen Geldes und bekommt damit ein (normativ) "ideologisches Korsett" verpasst.
Beispielsweise führt die Darstellung von Bitcoin als rein spekulatives Gut zu einem verstärkten Interesse von Anlegern, die sich weniger für die zugrunde liegende Technologie interessieren als für kurzfristige Gewinnmöglichkeiten. Wenn Bitcoin jedoch als Instrument für illegale Aktivitäten oder Steuerhinterziehung missbraucht wird, kann dies staatliche Interventionen und regulatorische Maßnahmen provozieren, die letztendlich den ursprünglichen Charakter und die Ideale von Bitcoin als unabhängige und dezentrale Währung untergraben.
Dieser Wandel hin zu einer rein spekulativen oder reglementierten Sichtweise steht im Widerspruch zu dem ursprünglichen Konzept von Bitcoin als Instrument der finanziellen Freiheit und Unabhängigkeit. Es betont die Notwendigkeit, das Verständnis und die Wahrnehmung von Bitcoin als mehr als nur ein Mittel zur kurzfristigen Gewinnerzielung oder zur Umgehung von staatlichen Vorschriften zu fördern.
Schluss
Die Etablierung einer Gesellschaft mit Bitcoin, die auf freundlichem und friedlichem Handeln basiert, erfordert Ansätze, die aus heutiger Sicht als "gegenwirtschaftlich" betrachtet werden können – also im Gegensatz zum aktuellen System. Doch dies erfordert die Bereitschaft der Menschen, da nur sie entscheiden können, ob Bitcoin einen Wert besitzt und zu welchen Zwecken es für sie nützlich ist. Das bedeutet, dass es nicht ausreicht, in einer aufgeklärten Gesellschaft zu leben, wenn die Menschen jedoch nicht aufgeklärt sind.
[1] https://freiheitsfunken.info/2023/06/27/20767-werden-wir-gewinnen-wo-wollen-wir-hin