Immer wenn es um Cryptowährungen geht, heißt es immer Bitcoin ist dezentral, alle anderen sind auf irgendeine Weise Zentralisiert. Es können viele verschiedene Punkte dezentral gehanhabt werden - aber welche sind wirklich wichtig?
Was bedeutet Dezentralität bei Bitcoin überhaupt?
Der Begriff „Dezentralität“ klingt erstmal gut – kein Machtzentrum, keine zentrale Kontrolle. "Dezentralität" ist aufjedenfall etwas gutes (Das ist auch der Grund wieso alle Altcoins das in ihre Marketingkamagne werfen).
Doch was genau darf eigentlich nicht zentralisiert sein? Die Miner, die Nutzer, die Börsen oder die Nodes? Tatsächlich hängt die Antwort stark vom Kontext ab. Im Fall von Bitcoin geht es vor allem um die Nodes, also die Knotenpunkte im Netzwerk.
- Wenn die Nodes nicht dezentral sind, ist alles andere was dezentral ist egal.
- Wenn die Nodes dezentral sind, kann man auf die anderen Elemente der Dezentralität schauen, die aber eher im Hintergrund stehen.
Nodes sind Computer, auf denen die Bitcoin-Software läuft und die eine vollständige Kopie der Blockchain speichern. Sie sorgen dafür, dass niemand die Regeln von Bitcoin einfach ändern oder das Netzwerk abschalten kann. Wenn die Nodes nicht dezentral verteilt sind, ist alles andere irrelevant. Sind sie hingegen gut verteilt, ist Bitcoin praktisch unzerstörbar.
Die dezentalität von Minern ist auch sehr wichtig, aber auch die Miner stehen hinter den Nodes.

Warum Bitcoin Dezentralität so entscheidend ist
Um zu verstehen welche Aspekte der Dezentralität wichtig ist, muss man erstmal verstehen welchen Sinn, welche Absicht hinter der dezentralität steckt. Es gibt 4 verschiedene Gründe:
1. Schutz vor staatlicher Abschaltung
Bitcoin entstand 2008 aus dem Wunsch der Cypherpunk-Bewegung, eine Währung zu schaffen, die Regierungen nicht einfach abschalten können. Frühere Versuche scheiterten, doch Bitcoin gelang es erstmals, ein dezentrales Netzwerk aufzubauen, das heute weltweit verteilt ist.
Anfangs war Bitcoin nicht dezentral. Es hätte angegriffen und abgeschaltet werden können. Es war nur Satoshi Nakamotos Node und die von Hal Finney (R.I.P.). Aber Bitcoin war damals keine Bedrohung. Warum sollte irgendeine Regierung davon wissen oder sich darum kümmern? Also wuchs Bitcoin still und leise, und immer mehr Menschen traten dem Netzwerk bei, indem sie ... NODES BETRIEBEN.
Bitcoin hat heute die größte Dezentralisierung von Nodes im Vergleich zu jeder anderen Kryptowährung – mit Abstand. Die Blockchain wurde absichtlich so konzipiert, dass der Betrieb einer Node nicht teuer ist und daher nicht nur für Reiche zugänglich ist. Heute kostet der Betrieb eines Knotens etwa 200 bis 300 Euro.
Eine Bitcoin-Node ist buchstäblich die Bitcoin-Core-Software, die die Regeln von Bitcoin enthält, und eine Kopie der Blockchain (alle Transaktionen seit Beginn von Bitcoin). Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du selbst eine Node betreiben kannst, schau diesen Artikel "Eigene Bitcoin Node zusammenbauen" an.
Das, was die Regierung tun muss, um Bitcoin erfolgreich auszulöschen, ist, jede einzelne Kopie der Blockchain zu zerstören - das ist es, was dezentralisiert ist. Ich habe eine Kopie und viele andere Bitcoiner haben auch welche. Niemand weiß wo sie diese mehr als 20.000 Nodes genau liegen – Gerüchten zufolge gibt es sogar eine im Weltraum. Und du solltest auch eine Node haben.
Zusammenfassend: Die Nodees sind dezentralisiert. Es gibt tausende, und sie sind geografisch verteilt. Sie können nicht alle gelöscht werden, ohne die Menschheit selbst auszulöschen.
2. Schutz vor unerwünschten Regeländerungen
Die Regeln von Bitcoin sind im Code festgelegt die die Nodes speichern. Jeder kann Änderungen vorschlagen, doch Änderungen müssen von der Mehrheit akzeptiert werden, um Teil des Netzwerks zu bleiben. Einseitige Änderungen führen dazu, dass man nicht mehr Teil des Bitcoin-Netzwerks ist. Man kann es sich wie eine Abspaltung bei einem Zug vorstellen, jeder Node-Betreiber entscheided selbstständig bei welcher Version er "mitfahren" will – beim originalen Bitcoin oder bei der neuen Idee.
Kleinere Änderungen, die keine bestehenden Regeln verletzen, sind problemlos möglich. Dazu gehören etwa Verbesserungen der Benutzeroberfläche oder Fehlerkorrekturen.
Wenn jedoch eine neue Regel bestehende Regeln verletzt – etwa eine Erhöhung der Blockgröße, wie es 2017 geschah – entsteht ein sogenannter „Hard Fork“. Das Ergebnis ist eine neue Blockchain, eine Art „Altcoin“. Genau das passierte mit Bitcoin Cash, das sich letztlich als Fehlschlag erwies. Je mehr Nutzer Nodes betreiben, desto schwieriger wird es, solche unerwünschten Änderungen durchzusetzen. Wer Bitcoin einseitig verändern will, endet meist mit einem unbeliebten Altcoin und beschädigtem Ruf.
Ein spannendes Buch zu diesem Thema ist „The Blocksize War“ – eine packende Geschichte über den Kampf um Bitcoins Regeln und wie die Node-Betreiber diesen gewonnen haben.
3. Schutz vor Infiltration und Manipulation
Satoshi Nakamoto, der geheimnisvolle Erfinder von Bitcoin, verschwand 2011 spurlos. Seitdem hat Bitcoin keinen "Anführer" mehr – und genau das ist eine seiner größten Stärken. Tausende Menschen weltweit betreiben heute eigene Bitcoin-Nodes und sichern so die Bitcoin Dezentralität ohne auf eine zentrale Partei zu hören.
Wäre Satoshi noch präsent, hätte die US-Regierung oder eine andere mächtige Institution längst versucht, ihn unter Druck zu setzen. Vielleicht hätte man ihn gezwungen, den Bitcoin-Code zu verändern, um die Privatsphäre der Nutzer zu schwächen oder staatlichen Interessen entgegenzukommen. Die meisten Nutzer hätten sich vermutlich nicht getraut, sich gegen den Willen des Schöpfers zu stellen.
Genau dieses Problem sehen wir bei Ethereum. Vitalik Buterin, der Gründer von Ethereum, besitzt enormen Einfluss auf die Entwicklung des Netzwerks. Es ist unklar, ob seine Entscheidungen wirklich unabhängig sind oder ob er möglicherweise von mächtigen Organisationen wie dem Weltwirtschaftsforum (WEF) oder Regierungen beeinflusst wird. Tatsächlich bestehen enge Verbindungen zwischen dem WEF und der Führungsebene der Ethereum Foundation.
Ein Anführer – selbst wenn er nur symbolisch ist – stellt immer eine zentrale Schwachstelle dar. Zwar könnten theoretisch Menschen überall auf der Welt Ethereum-Nodes betreiben (was in der Praxis kaum geschieht, da die Blockchain zu groß ist und sich das Privatpersonen nicht leisten können), doch kaum jemand würde sich gegen die Wünsche des Gründers stellen. Somit verliert die Dezentralität der Nodes bei Ethereum und anderen Altcoins stark an Bedeutung.
Hinzu kommt, dass die meisten Altcoin-Besitzer gar nicht an echtem, unzensierbarem Geld interessiert sind. Sie wollen vor allem günstig kaufen und teuer verkaufen. Die Idee, eine Node zu betreiben, um unabhängig von einer zentralen Führung zu sein, interessiert sie kaum. Spricht man sie darauf an, erntet man meist nur verständnislose Blicke.
Ein weiterer Grund, warum Altcoins wie Ethereum kaum echte Dezentralität erreichen, sind die hohen Kosten und der technische Aufwand, eine Node zu betreiben. Die komplexen Funktionen der Ethereum-Blockchain erfordern enorme Rechenleistung und technisches Know-how. Deshalb laufen die meisten Ethereum-Nodes auf großen Serverfarmen, die wiederum anfällig für staatliche Eingriffe und rechtliche Angriffe sind.
4. Schutz vor Zensur und Angriffen auf Miner
Hier geht es um die Miner. Idealerweise sollten Miner sowohl geografisch als auch hinsichtlich ihrer Besitzer möglichst breit verteilt sein.
Wenn viele unterschiedliche Menschen in verschiedenen Ländern Bitcoin minen, wird es für Regierungen oder andere Akteure extrem schwierig, eine Mehrheit der Miner zu kontrollieren oder zu manipulieren. Die Spieltheorie hinter Bitcoin sorgt dafür, dass solche Angriffe erschwert werden – allerdings ist sie nicht perfekt.
Ein Mangel an Dezentralität beim Mining ist zwar unerwünscht, aber keine existenzielle Bedrohung für Bitcoin. Bitcoin ist antifragil, das heißt, es kann sich anpassen und aus Angriffen sogar gestärkt hervorgehen – auch wenn solche Situationen kurzfristig unangenehm sein können.
Ein gutes Beispiel dafür war das Mining-Verbot in China. Als China 2021 plötzlich Bitcoin-Mining verbot, verlor das Netzwerk kurzfristig einen großen Teil seiner Mining-Leistung. Doch innerhalb von zwei Wochen erholte sich das Netzwerk wieder, und wenige Monate später erreichte die globale Hashrate (Mining-Leistung) sogar neue Höchststände. Der Grund: Wenn Mining-Leistung wegfällt, ohne dass der Bitcoin-Preis proportional sinkt, entsteht ein Anreiz für Miner in anderen Ländern, einzusteigen und Gewinne zu erzielen.
Um Bitcoin ernsthaft zu zensieren oder den Validierungsprozess zu stören, müsste ein Angreifer mindestens 51 % der weltweiten Mining-Leistung kontrollieren. Dazu müsste er entweder enorme Mengen an Energie und Mining-Hardware kaufen oder produzieren – und gleichzeitig die Konkurrenz ausschalten. Je zentralisierter die Mining-Hardware weltweit ist, desto einfacher wäre ein solcher Angriff. Glücklicherweise ist Energie von Natur aus dezentral verteilt, und die Mining-Dezentralität nimmt mit der Zeit immer weiter zu, da immer mehr Menschen in das Mining einsteigen.
Was aber wenn eine zentrale Partei eine Menge Nodes betreibt?
Es geht nicht nur um die Anzahl der Nodes, sondern auch um die Menschen dahinter. Wenn eine einzige Person 100.000 Nodes betreibt, stärkt oder schwächt das das Netzwerk nicht wirklich. Denn eine Node ist nicht nur ein Computer, der Software ausführt – es ist auch ein Mensch, der bewusst entscheidet, welche Regeln er akzeptiert und welche nicht.
Ein einzelner Mensch, der mit einer einzigen Node eine unerwünschte Regeländerung ablehnt, hat denselben Einfluss wie jemand, der 100.000 Nodes betreibt. Denn letztlich zählt die menschliche Entscheidung, welche Regeln akzeptiert werden. Genau deshalb ist es so wichtig, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen Nodes betreiben – und nicht nur wenige große Akteure. Hier findest du 6 Gründe eine Node zu betreiben.
Fazit
Bitcoin Dezentralität gibt dir genau diese Freiheit zurück. Niemand kann dein Geld einfrieren, deine Transaktionen zensieren oder die Regeln zu deinem Nachteil ändern. Du bist wieder Herr deiner Finanzen – unabhängig von Banken, Regierungen oder Tech-Giganten.
Du kannst aktiv dazu beitragen, Bitcoin noch dezentraler und sicherer zu machen:
- Betreibe eine eigene Node: Das stärkt das Netzwerk und schützt deine Privatsphäre.
- Informiere dich: Je besser du Bitcoin verstehst, desto unabhängiger wirst du. Lese dir die Artikel auf europeanbitcoiners durch
- Nutze self-custodial Wallets: Vermeide zentrale Börsen und verwalte deine Coins selbst.
Bitcoin Dezentralität ist kein leeres Marketing-Versprechen, sondern der Kern dessen, was Bitcoin so revolutionär macht. Sie schützt dich vor staatlicher Kontrolle, unerwünschten Regeländerungen und Manipulationen.
Timo V.
Timo V. ist Berater und Experte zu digitaler Privatsphäre und Bitcoin. Er teilt sein Wissen in Workshops, Einzelterminen und Blogbeiträgen bei bitcoinlighthouse.de und privatopia.de.
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