Ein unwiderlegbares Gesetz der Ökonomie lautet: Menschen verfolgen Ziele und es ist völlig gleichgültig, warum sie dies tun.
Menschen handeln, agieren und tauschen, weil sie permanent Dinge unterschiedlich bewerten und über unterschiedliches Wissen verfügen, mit welchen Mitteln sie ihre Ziele erreichen. Menschen entscheiden selbst ohne Tauschpartner - autistisch - oder mit Tauschpartner - interpersonell. Sie treffen sekündlich eigene Entscheidungen und mit jeder Entscheidung tauschen sie Alternativen aus, um sich besser zu stellen, das heißt, ihre gegenwärtige Situation über kurz oder lang zu verbessern, um Bedürfnisse (Präferenzen) zu befriedigen und Ungewissheiten zu beseitigen. [2] Diese Beweggründe sind auch nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden berechenbar. Denn es ist der Glaube der Sozialisten, menschliches Handeln sei als berechenbar zu betrachten, um das Verteilungsproblem von Ressourcen in einer Gemeinwirtschaft partiell oder vollständig zu kontrollieren. Hierbei handelt es sich jedoch um reine Utopie, da das Verteilungsproblem in der Realität immer scheiterte und aus rein denklogischen Gründen undurchführbar ist, wie die Vertreter der Wiener Ökonomik in vielen Schriften handlungslogisch begründen. Der Mensch ist nicht berechenbar, zu diesem Schluss kommt Murray Rothbard, indem er erkenntnisunabhängig argumentiert, dass Menschen lernen. Dies leitet Rothbard aus Ludwig von Mises' Spätwerk «Theory And History» ab: [1, 3]
Während man „[…] Atome und Steine untersucht, ihre Bewegungen kartiert, ihre Wege aufgezeichnet und vorhergesagt werden […]“, ist das bei Menschen nicht der Fall, denn „[…] Menschen lernen jeden Tag, übernehmen neue Werte und Ziele und ändern ihre Meinung [, sie passen sich ihren Umständen an]; Menschen können nicht festgelegt und vorhergesagt werden wie Objekte ohne Verstand und ohne die Fähigkeit zu lernen und zu wählen.“ [3]
Nach dem Ökonomen Adam Smith und seiner objektiven Tauschtheorie verfügen Menschen über einen angeblich inneren, instinktiven „Tauschtrieb“, es gehöre zur menschlichen Natur. Weiter heißt es, dass Menschen gar ziellos die innere Neigung verspüren, tauschen zu müssen. [2] Folgendes sei hier festzuhalten: Diese Theorie ist insofern unbefriedigend, als Smith die Behauptung aufstellt, dass jeder Tausch der Menschen fast nach dem ersten Tauschakt enden würde. Und: Wer behauptet, man könne ziellos handeln, begeht einen logischen Widerspruch; denn, jemand, der ziellos handelt, zielt darauf ab, ziellos zu handeln. Menschen verfolgen immer Ziele, sie können nicht anders, das ist ein a priori, es lässt sich nicht widerspruchsfrei verneinen. [2]
Carl Menger, der Gründervater der Wiener Ökonomik, erklärt in seinem Werk «Grundsätze der Volkswirtschaftslehre», dass es die Nichtgleichwertigkeit des Gütertauschs ist; dass unterschiedliche Wertschätzungen zweier Tauschpartner auf dasselbe Gut entgegengebracht werden. Ebenso ist Tauschen kein Selbstzweck, es ist begrenzt und dies richtet sich nach den jeweiligen Bedürfnissen der Tauschpartner. Es ist das Prinzip wirtschaftlicher Tätigkeiten, dass Menschen Vermögensübertragungen vornehmen, da sie auf der Suche nach der maximalen Befriedigung ihrer Präferenzen sind. Menger geht ebenso darauf ein, was Smith unter dem Tauschtrieb versteht, warum Menschen die Lust beim Tauschen verspüren. Der Güteraustausch führt zur Wertsteigerung der Tauschpartner und sie bemerken als Folge eine Wohlstandssteigerung: [5]
„Die Lust, welche die Menschen bei dem ökonomischen Austausche von Gütern empfinden, ist aber jenes allgemeine Gefühl der Freude, welches die Menschen empfinden, wofern durch irgendein Ereignis für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse besser vorgesorgt wird, als dies ohne den Eintritt desselben der Fall gewesen wäre.“ [5]
Eine andere Ansicht von Adam Smith ist ebenso irreführend, da er die Menschen als völlig gleich ansieht und erst die Spezialisierung zur Arbeitsteilung führe. Ludwig von Mises, der wohl bekannteste Vertreter der Wiener Ökonomik, hat die Evolution der Gesellschaft bereits in seinem Magnus Opus «Human Action» beschrieben und damit Smith widersprochen. Von Mises arbeitete zwei entscheidende Faktoren der arbeitsteiligen, menschlichen Kooperation aus:
- Das Bestehen von Unterschiedlichkeiten der Menschen. Sie sind nicht gleich intelligent, lernfähig, geschickt und es bestehen Ungleichheiten in der geografischen Verteilung naturgegebener Produktionsfaktoren; und [2][6]
- die Erkenntnis, dass arbeitsteilig verrichtete Arbeit zu höherer respektive mehr Produktivität führt. [6]
Von Mises, Zitat:
„Wenn und insofern Arbeit in Arbeitsteilung produktiver ist als isolierte Arbeit und wenn und insofern der Mensch in der Lage ist, diese Tatsache zu erkennen[,] tendiert menschliche Handlung selbst zu Kooperation und Verbindung; der Mensch wird ein soziales Wesen nicht, indem er seine Anliegen der Sache eines mythischen Molochs Gesellschaft opfert, sondern indem er auf die Verbesserung seines eigenen Wohlergehens abzielt. Erfahrung lehrt (!), daß dieser Zustand - unter Arbeitsteilung erzielte höhere Produktivität - vorhanden ist, weil seine Ursache - die natürliche Ungleichheit der Menschen und die ungleiche geographische Verteilung der natürlichen Produktionsfaktoren - real ist. Somit sind wir in der Lage, den Verlauf der sozialen Evolution zu verstehen.“ [6]
Nicht die Spezialisierung führt zur Arbeitsteilung, sondern die individuellen Entscheidungen der Menschen, ihre Ressourcen und Fähigkeiten effizienter einzusetzen. Die Arbeitsteilung ist nicht von vornherein geplant. Der Mehrertrag der eigenen Produktion ergibt sich aus der Arbeitsteilung unter den Menschen, da sie erkennen, dass es die Ergiebigkeit erhöht und damit beide Seiten produktiver macht und bevorteilt.
Der Ökonom David Ricardo kam als erster zur Erkenntnis des komparativen Kostenvorteils. Dieses bekannte Konzept in der Wirtschaftstheorie besagt, dass sich der Handel zwischen zwei Tauschpartnern dann lohnt, sobald deren Güter zu unterschiedlichen Kosten produziert werden können. Ricardo legte seine Theorie allerdings auf ganze Nationen, wohlfahrtsfördernd durch internationale Arbeitsteilung und Warenhandel aus. Ricardo legte seine Theorie allerdings auf ganze Nationen, wohlfahrtsfördernd durch internationale Arbeitsteilung und Warenhandel aus. Erst die Österreichische Schule der Ökonomik liefert die Begründung dafür, dass auf Ebene des persönlichen Tausches nicht die absoluten Kostenvorteile (was besagt, dass eine bestimmte Produktionsmethode die Kosten für die Produktion eines bestimmten Gutes im Vergleich zu anderen Produktionsmethoden oder -stätten reduzieren kann) entscheidend sind, sondern die Opportunitätskosten (Verzichtskosten) und damit den komparativen Vorteil Ricardos vervollständigen. [4]
Opportunitätskosten sind Kosten, die entstehen, wenn man sich für eine bestimmte Handlung entscheidet und dadurch die Möglichkeit verpasst, eine andere Handlung durchzuführen. Hier kommt alles zusammen, was Menger und von Mises beschreiben: Bei Menschen spielen eben die unterschiedlichen, individuellen Präferenzen, Fähigkeiten und Kenntnisse, sowie Wertvorstellung gegenüber Gütern eine wesentliche Rolle, um zu entscheiden, wie sie am besten abwägend handeln; auf welches Gut sie verzichten möchten, wollen oder müssen oder nicht, um ein Stück mehr oder weniger zu produzieren respektive zu konsumieren. [2] [4]
Robinson Crusoe und Freitag, ein ausführliches Beispiel aus Rahim Taghizadegans «Wirtschaft wirklich verstehen: Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie»: [2]
Robinson Crusoe ist vor langer Zeit auf einer Insel gestrandet und ist mittlerweile ein hoch spezialisierter Fischer geworden. Doch eines Tages trifft er auf Freitag, der erst kürzlich auf der anderen Seite der Insel strandete und mittlerweile spezialisiert ist, auf Kokospalmen zu klettern. Nun trifft Robinson auf Freitag. Beide stellen fest, dass jeder eine Fähigkeit besser beherrscht als der andere. Freitag, der es schafft, an einem Tag 10 Kokosnüsse zu pflücken, schafft hingegen nur 4 Fische am Tag zu fangen. Analog schafft Robinson 10 Fische zu fangen und nur 4 Kokosnüsse zu pflücken. Arbeitet jeder einen halben Tag zum Fischen und einen halben Tag zum Pflücken für sich selbst, dann verfügt Robinson am Ende des Arbeitstages über 5 Fische und 2 Kokosnüsse, Freitag hingegen über 2 Fische und 5 Kokosnüsse. Das macht 7 Fische und 7 Kokosnüsse, insgesamt 14 „produzierte“ Güter. Macht hingegen jeder das, worauf er spezialisiert ist, hätte die Insel an einem Tag 10 Kokosnüsse und 10 Fische und damit 20 „produzierte“ Güter.
Aus Gründen des Mitgefühls kann ein Tausch einen Tauschpartner schlechter stellen. Angenommen, Robinson ist Freitag „überlegen“, da Robinson über ein technisches Vorwissen aus der Zeit vor der Insel verfügt. Robinson konnte sich nun in beiden Disziplinen verbessern, sodass er an einem Tag entweder 10 Fische oder 10 Kokosnüsse ODER 5 Fische und 5 Kokosnüsse „produziert". Menschen sind, wie bereits vorher angesprochen, lernfähig, denn auch Freitag konnte sich verbessern, indem er entweder 4 Fische oder 8 Kokosnüsse ODER 2 Fische und 4 Kokosnüsse „produziert". Zwar hat sich die Gesamtausbeute von Robinson mit 10 Fischen und Freitag mit 8 Kokosnüssen gegenüber 7 Fischen und 7 Kokosnüssen zuvor erhöht, dennoch ist nicht bekannt, ob es sich um einen Mehrertrag handelt, zumindest aus Sicht der Österreichischen Schule der Ökonomik. Es ist weder bekannt, wie groß die Fische und Kokosnüsse sind und was sie wiegen, noch, welcher Wert eine Kokosnuss einem Fisch gegenübersteht. Dies ist abhängig von den Präferenzen der Handelnden, in jenem Fall Robinson und Freitag. Um den tatsächlichen Mehrertrag über die Arbeitsteilung beider potenzieller Tauschpartner zu erhöhen, könnte - ceteris paribus - Robinson beispielsweise 9 statt 10 Fische und eine Kokosnuss mehr „produzieren“. Der Mehrertrag der einen Kokosnuss und der Verzicht eines Fisches könnte nun mit 2 statt 3 Kokosnüssen einem Fisch „wertgleich“ gegenüberstehen.
Die Lernfähigkeit von Robinson und Freitag hilft ihnen auch dabei, um sich ständig über ihre Erfahrungen und Fähigkeiten durch Lernen zu verbessern, um aus ihrer Sicht bessere Entscheidungen treffen zu können, etwas aus ihrer Sicht weniger vorteilhaftes abzuwägen; ihre individuellen Opportunitätskosten zu verringern und demgegenüber ihre Produktivität zu erhöhen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gerade die Unterschiede der Menschen unterschiedliche Ausprägungen an Spezialisierungen ermöglichen, aber nicht die Arbeitsteilung impliziert; dass Menschen individuellen Entscheidungen treffen, wie Ressourcen und Fähigkeiten eingesetzt werden und diese unterschiedlich bewerten. Darauf beruhend entscheiden sie, ob sich ihre Ergiebigkeit durch die Arbeitsteilung zwischen ihnen und die gesellschaftliche, arbeitsteilige Ergiebigkeit implizit erhöht, um ihre persönlichen Ziele zu erreichen und ihren Wohlstand zu erhöhen. Es ist wichtig zu beachten, dass Menschen nicht vollständig berechenbar sind, da sie lernfähig sind und ihre Entscheidungen und Handlungen sich ändern, indem sie auch abwägen respektive zwischen Alternativen wählen können. All diese Aspekte zeigen, dass die Wirtschaft nicht vorhersehbar und linear ist, sondern durch die Interaktion von individuellen Entscheidungen und Ressourcen der Individuen gestaltet wird.
Quellen:
[1] Murray Rothbard, „Theorie und Geschichte“: Mises’ großartiges Spätwerk, in dem er die Folgen falscher Wissenschaftlichkeit für unsere Freiheit offenlegt, https://www.misesde.org/2015/11/„theorie-und-geschichte“-mises-grosartiges-spatwerk-in-dem-er-die-folgen-falscher-wissenschaftlichkeit-fur-unsere-freiheit-offenlegt/
[2] Rahim Taghizadegan, Wirtschaft wirklich verstehen: Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie, 2011
[3] Thorsten Polleit, Vortrag zu Mises’ Werk “Theorie und Historie”, Mises Institut Deutschland, https://www.youtube.com/watch?v=z5ybAQnuSQI
[4] lernhelfer, https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/komparative-kostenvorteile
[5] Menger, Carl, Grundsätze der Volkswirthschaftslehre, 1871 [6] Ludwig von Mises, Human Action: A Treatise on Economics, 1949
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