Bitcoin & exponentielle Freiheit: Kap. 2 - Warum ist Gold Geld?

Einige Leute interessieren sich für Bitcoin, weil sie an der Technologie und der Kryptographie interessiert sind. Beides sind sehr wichtige Aspekte des Bitcoin-Protokolls. Die Menschen, die ein tieferes Verständnis von Bitcoin[1] haben, verstehen jedoch meist auch, warum Gold vom freien Markt als Geld gewählt wurde.

Im Laufe der Geschichte wurden alle Arten von Dingen als Geld verwendet. Von Glasperlen über Muscheln und Salz bis hin zu Vieh.

Schließlich einigte sich die Welt jedoch auf die beiden Edelmetalle Gold und Silber als Geld. Im späten 19. Jahrhundert verdrängte das Gold das Silber als globales Geld, und die ganze Welt ging zum „Goldstandard“ über.

Wir haben bereits darüber gesprochen, dass Geld als Tauschmittel, als Rechnungseinheit und als Wertaufbewahrungsmittel verwendet wird. Daher haben bestimmte Dinge natürlich bessere monetäre Eigenschaften als andere. Ich werde im Folgenden kurz beschreiben, was meiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften sind.

Fungibilität und Wiedererkennbarkeit

Ein gutes Geld ist fungibel und wiedererkennbar. Fungibilität ist die Fähigkeit einer Ware, leicht austauschbar zu sein. Ein fungibles Geld mit einem bestimmten Nennwert ist im Wert nicht von einem anderen entsprechenden Stück zu unterscheiden.

Ein Goldstück mit einem bestimmten Gewicht ist im Allgemeinen gleich viel wert wie ein anderes Goldstück mit demselben Gewicht. Zwei Häuser hingegen sind niemals gleichwertig, und daher sind Häuser nicht fungibel.

Ein erkennbares Geld kann leichter mit einem Verkäufer getauscht werden, da es leicht zu identifizieren und zu überprüfen ist. Dies erhöht seine Nützlichkeit sowohl als Tauschmittel als auch als Rechnungseinheit, wodurch die Preisbildung für Waren und Dienstleistungen auf der Grundlage dieses „Nenners“ erleichtert wird.

Einer der Nachteile von Gold in diesem Bereich ist, dass es gefälscht werden kann, so dass bei größeren Beträgen eine genauere Prüfung erforderlich ist, was in der Regel zusätzliche Kosten verursacht.

Haltbarkeit

Ein gutes Geld muss haltbar sein. Die Haltbarkeit gewährleistet, dass der Inhaber eines haltbaren Geldes sein Geld an einem sicheren Ort aufbewahren kann und sich darauf verlassen kann, dass es noch intakt ist, wenn es in der Zukunft gebraucht wird.

Bei einem verderblichen Gut wird der Vorrat ständig verringert. Aufgrund der chemischen Eigenschaften von Gold ist es praktisch unzerstörbar und daher praktisch ewig haltbar. Eine Orange hingegen verdirbt recht schnell, weshalb sie als Geld nicht sehr nützlich ist. Dies gilt auch für jedes andere verderbliche Gut.

Teilbarkeit

Ein gutes Geld sollte teilbar sein. Der Inhaber eines teilbaren Geldes hat Zugang zu mehr Waren und Dienstleistungen, als ihm sonst zur Verfügung stehen würden. Mit einer kleinen Menge Silber kann man zum Beispiel einige Bananen kaufen. Aber Rinder, die als Geld verwendet werden, können nicht so einfach aufgeteilt werden, um sie gegen kleinere Gegenstände einzutauschen. Eine Kuh könnte natürlich in kleinere Fleischstücke aufgeteilt werden, aber das Fleisch würde dann den Haltbarkeitstest nicht bestehen, da es schließlich verrotten würde.

Die Teilbarkeit war einer der Nachteile von Gold als Geld, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass Gold seine wirtschaftliche Energie so gut bewahrte. Selbst mit sehr kleinen Goldbeträgen konnten und können große Mengen an Waren erworben werden. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Gold durch andere Metalle wie Silber und Kupfer für kleinere Beträge ergänzt wurde.

Knappheit

Ein gutes Geld sollte knapp sein. Eine Geldknappheit führt in der Regel zu einem Überfluss an Waren und Dienstleistungen. Ein Überfluss an Geld führt hingegen eher zu einem Mangel an Waren und Dienstleistungen.[2]

Wenn ein Geld nicht knapp ist, werden die Menschen ihr eigenes Interesse verfolgen und versuchen, mehr davon zu erschaffen.

Je knapper ein Geld ist, desto mehr wirtschaftlichen Wert/Energie speichert es. Je besser das Geld seine wirtschaftliche Energie speichern kann, desto sicherer kann sich der Besitzer dieses Geldes über die Zukunft sein. Je sicherer jemand über seine wirtschaftliche Zukunft sein kann, desto geringer ist die Zeitpräferenz dieser Person.

Eine Person mit einer geringeren Zeitpräferenz wird die Zukunft weniger ausblenden als sie es früher getan hätte, und sie wird anfangen, sich mehr mit der Zukunft zu beschäftigen und sich darauf vorzubereiten. Wenn die Gesellschaft als Ganzes dies tut, macht die Zivilisation Fortschritte.

Gold ist ein sehr seltenes Metall und macht nur 0,000004 % der Erdkruste aus. Eisen zum Beispiel macht 5,6 % aus. Daher ist Gold auf dem Planeten Erde knapp genug, um als Geld nützlich zu sein.

Härte

Ein gutes Geld ist resistent gegen schwankende und unvorhergesehene Erhöhungen seiner Gesamtmenge.

Eine wichtige und oft übersehene Ergänzung zur Knappheit ist die Menge und Beständigkeit des neu hinzukommenden Angebots im Vergleich zum vorhandenen Bestand des bereits im Umlauf befindlichen Geldes.

Wenn es beispielsweise von einer bestimmten Art begehrenswerter Baseball-Karten zehn Stück gibt, dann gelten diese Karten im Moment als ziemlich knapp. Wenn jedoch jeden Monat etwa 100 neue Karten dieser Art ausgegeben werden, dann würde der Wert der vorhandenen Karten ziemlich schnell sinken. Wenn diese Rate jedoch konstant bliebe, würde der Bestand schließlich so groß werden (vorausgesetzt, die vorhandenen Karten werden nicht vernichtet), dass der neue Kartenfluss im Vergleich zum vorhandenen Kartenbestand relativ gering wäre. Der wirtschaftliche Wert der Karten würde sich nach unten anpassen, um dem größeren Gesamtbestand Rechnung zu tragen, und sich um diesen niedrigeren Preis herum zu stabilisieren beginnen.

Das Hauptproblem bei dem obigen Beispiel ist die Frage, wer der Schiedsrichter bei der Erstellung von Baseballkarten ist. Die Geschichte hat bewiesen, dass Menschen, wenn sie in diese Lage gebracht werden, schließlich der Versuchung erliegen und mehr von dem erschaffen, was als Geld verwendet wird. Die Fabel von Adam und Eva und der überzeugenden Fehlbarkeit des Menschen steht nicht ohne Grund im Buch Genesis.

Ceteris paribus (Anm. unter sonst gleichen Bedingungen) gilt: Je höher der Bestand eines Gutes im Vergleich zu seinem Fluss ist, desto stabiler ist sein Preis im Vergleich zu anderen Gütern und desto besser eignet es sich als Geld.

Da Gold nicht vergänglich ist und nur selten für industrielle Zwecke verwendet wird, sind die bestehenden Goldvorräte, die sich im Laufe der letzten Jahrtausende angesammelt haben, im Vergleich zu den neu hinzukommenden Vorräten relativ groß. Hinzu kommt, dass die Goldreserven in der Erdkruste immer schwieriger zu fördern sind.

Aufgrund dieser Faktoren hat Gold von allen Edelmetallen das höchste Verhältnis zwischen Bestand und Zufluss. Das neue Angebot an Gold, das aus dem Boden gewonnen wird, beträgt etwa 2 % pro Jahr und weicht nur selten wesentlich von diesem Wert ab.

Das bedeutet, dass, wenn Sie Gold als Geld halten, Ihre gespeicherte Zeit und Energie mit einer Rate von etwa 2 % pro Jahr entweicht. Das ist in Ordnung, aber idealerweise würden Sie sich keinen Verlust wünschen.

Tragbarkeit

Ein gutes Geld ist leicht zu tragen oder über Entfernungen zu transportieren.

Der in einer Goldmünze enthaltene Wert ist viel leichter zu transportieren als der entsprechende Wert in einem Sack Salz oder in Rindern oder Muscheln. Trotzdem ist es schwierig, große Mengen von in Gold gespeicherten Werten über große Entfernungen zu transportieren. Die Fähigkeit, wirtschaftliche Energie im Wert von einer Milliarde Dollar in Gold von Europa nach Nordamerika zu transportieren, ist sowohl umständlich als auch teuer.

Diese Transport- und Überprüfungskosten kommen zu den bereits vorhandenen 2 % der wirtschaftlichen Verluste hinzu.

Resistenz gegen Zensur und Beschlagnahmung

In einer idealen Welt bräuchte dies nicht als nützliche Eigenschaft des Geldes erwähnt zu werden.

Wir leben jedoch nicht in einer idealen Welt, sondern in der realen Welt. Dank eines Jahrhunderts, in dem bürokratische Parasiten nahezu unbegrenzten Zugang zu Finanzmitteln aus dem Fiat-Geldsystem hatten, ist die Rechtsstaatlichkeit formbar geworden, und die privaten Eigentumsrechte werden ausgehöhlt. Das bedeutet, dass Geld zensiert oder beschlagnahmt werden kann.

Daher wäre ein gutes Geld zensur- und beschlagnahmungsresistent.

In der Vergangenheit konnten Rohstoffwährungen wie Gold privat gehalten werden und waren somit nicht auf Dritte angewiesen. Im Zeitalter des staatlich verordneten Geldes kann jedoch jedem Nutzer der Zugang zum bestehenden Geldsystem verwehrt werden.

Ich werde ein hypothetisches Beispiel zur Veranschaulichung verwenden. Nehmen wir an, Sie lebten unter einem totalitären Regime, das sich als Demokratie tarnt. In diesem hypothetischen Regime hätte der verantwortliche Diktator per Dekret verfügt, dass alle Arbeiter an einem medizinischen Experiment teilnehmen müssten, da sie sonst nicht arbeiten dürften und somit ihre Familie nicht ernähren könnten.

Wenn Sie von dieser Ungerechtigkeit wüssten und Mitleid mit diesem Arbeiter hätten, der zum Beispiel Lastwagenfahrer war, dann würden Sie ihm vielleicht etwas Geld schicken, damit er seine Familie weiter ernähren kann, während die medizinische Apartheid fortbesteht.

Das Problem ist, dass der Diktator in einem zentralisierten Geldsystem in der Lage wäre, Ihre Gelder einfach zu stehlen und Sie aus dem Finanzsystem auszusperren. In dieser hypothetischen Situation hat der Diktator beschlossen, genau das zu tun.

Weiterhin können und werden Bankkonten eingefroren, wenn Ihre derzeitige Regierung beschließt, dass sie mit Ihnen nicht einverstanden ist, aus welchem Grund auch immer. Aufgrund dessen wird der Widerstand des Geldes gegen Zensur und Beschlagnahmung immer wichtiger.

Es gibt noch viele andere Eigenschaften von Geld. Dies sind jedoch die wichtigsten Faktoren, die Marktteilnehmer und Gesellschaften dazu veranlasst haben, bestimmte Güter als Geld auszuwählen.

Geld kann als das am besten verkäufliche Gut bezeichnet werden.[3]

Gold schneidet bei Haltbarkeit und Knappheit unglaublich gut ab. Es schneidet bei der Fungibilität, Teilbarkeit und Übertragbarkeit recht gut ab. Es kann physisch gehalten und unter Gleichgestellten ausgetauscht werden, weshalb es schwer zu zensieren ist. Es lässt sich auch relativ leicht verstecken und ist daher schwerer zu beschlagnahmen als die meisten anderen Güter (obwohl es nicht unmöglich ist, siehe Executive Order 6102 für Details[4]).

Am wichtigsten ist, dass Gold von allen seinen monetären Konkurrenten das höchste und zuverlässigste Verhältnis zwischen Bestand und Zufluss aufweist. Dies führt zu einer größeren Stabilität des Marktwertes von Gold im Vergleich zu anderen Marktgütern.

Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren und nachdem der freie Markt über Tausende von Jahren hinweg viele Experimente durchgeführt hat, hat sich Gold als Geld des freien Marktes durchgesetzt.

Andere Länder, Gesellschaften und Personen, die weiterhin minderwertige Geldformen wie Silber anstelle von Gold verwendeten, verloren schnell ihre wirtschaftliche Energie an die Gesellschaften, die stattdessen Gold als Geld verwendeten.

[1] Nick Szabos „Shelling out - the origins of money“ zeigt das tiefe Verständnis von Geld und der Geschichte des Geldes hinter der Cypherpunk-Bewegung und Bitcoin.

[2] Schauen Sie sich heute um und fragen Sie sich, warum es bei all den fortschrittlichen Technologien, die wir heute haben, zu Engpässen bei den Rohstoffen und Gütern kommt, die durch diese Technologien im Überfluss vorhanden sein sollen.

[3] „Die Verkäuflichkeit ist der Grad der Leichtigkeit, mit der ein Individuum seine Güter zu einem guten wirtschaftlichen Preis und ohne Verzögerung veräußern kann, Geld muss seinen Zweck kurzfristig erfüllen, d. h. es muss liquide sein. " - Carl Menger.

[4] Executive Order 6102 ist eine am 5. April 1933 von US-Präsident Franklin D. Roosevelt unterzeichnete Verfügung, die das Halten von Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten auf dem amerikanischen Festland verbietet.

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